Wirtschaftsjunioren Rems-Murr: Speeddating im Auto

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ZVW Uwe Roth 18.03.2017

Fellbach. Es ist eine Kennenlernrunde der besonderen Art gewesen: 36 Mitglieder der Wirtschaftsjunioren Rems-Murr stellten sich am Donnerstag in einem Autohaus in Fellbach untereinander vor – nach dem Verfahren des Speeddatings. Darf ich mich vorstellen? Eine Minute. Ab jetzt.

Wie schnell doch 60 Sekunden vorbei sind. Ich heiße …, bin soundso viele Jahre alt, komme aus … Mein Business ist … bin immer auf der Suche nach … Trööööt! Das extrem laute Signalhorn reißt jeden letzten Satz in Fetzen. Das war’s. Eine Minute ist dahin. Der Nächste bitte. Vier Menschen sitzen in einem (stehenden) Auto und betreiben im Eiltempo modernes Networking. Wer ein supergutes Gedächtnis hat, kennt am Ende des Abends 35 Geschäftsmodelle von Mitgliedern des Vereins Wirtschaftsjunioren Rems-Murr, die man aus vorangegangenen Treffen lediglich vom Gesicht her kennt, allenfalls den Namen weiß oder noch gar nie wahrgenommen hat.

Der Ort des besonderen Speeddatings muss näher erläutert werden: Die Firma Hahn Automobile Fellbach gehört neben der Kreissparkasse und der Volksbank zu den Sponsoren der Kreis-Wirtschaftsjunioren. Das Unternehmen hat für die Kennenlernaktion im Minutentakt seinen Showroom an der Ringstraße, neun Ausstellungsfahrzeuge und drei Mitarbeiter zur Verfügung gestellt.

Nach einer Minute ist die Präsentation zu Ende

Und so ist der Ablauf: Jeweils vier der insgesamt 36 Mitglieder, die sich zum Kennenlernen angemeldet haben und tatsächlich auch gekommen sind, nehmen in einem der Neuwagen Platz. Nach dem Trööööt-Kommando aus der Pressluftkartusche beginnt derjenige, der hinterm Lenkrad sitzt, mit seiner Vorstellung. Nach 60 Sekunden dann Trööööt. Der Beifahrer nimmt übergangslos den Faden auf und präsentiert sich bis zum nächsten Trööööt! Und so weiter. Nach nur vier Minuten sind die Kurzpräsentationen abgehakt. Die vier verlassen das Fahrzeug, um sich und ihr Geschäftsmodell im nächsten Auto in einer neuen Konstellation zwischen den Hubsignalen wiederholt vorzustellen.

Speeddatings sind eigentlich dazu gedacht, um Singles (früher nannte man sie Ledige) in einer kurz bemessenen Zeit an einem Tisch möglichst viele potenzielle Partner kennenlernen zu lassen. Sebastian Wagenblast ist der Vorsitzende der Kreis-Wirtschaftsjunioren. Der Geschäftsführer einer Versicherungsagentur erläutert, warum der Vereinsvorstand diese Form gewählt hat, damit sich die Mitglieder etwas näherkommen. „Nach einer Ruhephase 2012 hat sich der Verein wieder belebt. Er ist relativ schnell gewachsen. Als wir noch so 20 Leute waren, hat jeder jeden sehr gut gekannt. Wir waren recht gut befreundet.“

Geordnetes Kennenlernen

Doch mittlerweile seien es 90 Mitglieder, 30 davon Fördermitglieder. „Man weiß bei der großen Zahl Mitglieder nicht mehr so recht, was sie so machen“, haben Wagenblast und seine Mitstreiter festgestellt. Daher haben sie sich geordnetes Kennenlernen verordnet.

Das macht in einem Autohaus sichtlich Spaß. Jeder präsentiert sich auf seine Weise. Die meisten sprechen frei, manche haben sich Notizen gemacht, einer überlässt die Vorstellung einem Video auf seinem Tablet. Einige verteilen am Ende ihre Geschäftskarte. An neuen Aufträgen und Kundenkontakten sind alle interessiert. Die Wirtschaftsjunioren (ein Drittel etwa ist weiblich) kommen unter anderem aus der Versicherungs- und Steuerbranche, aus der Medienszene, sie sind selbstständige Personalberater oder leitende Angestellte in einem Industriebbetrieb. Die Bandbreite der Branchen ist groß, auch Exoten sind darunter wie Gunnar Papenfoth, der in Schorndorf im Familienbetrieb Vogel- und Naturschutzprodukte herstellt, oder Matthias Prinz, der von Backnang aus als Geschäftsführer Freiluftarenen vertreibt.

Soziale Projekte im Vordergrund

„Prio-1-Ziel ist nicht, bei dieser Gelegenheit Geschäfte anzukurbeln“, sagt Vorstand Wagenblast. Die Hauptaktivität des Vereins seien immer noch die sozialen Projekte. Er erinnert an die die Azubi Challenge im vergangenen Oktober auf dem Sportgelände in Winterbach. Demnächst ist „eine Nacht der Ausbildung“ geplant. Schulabgänger bekommen dabei die Möglichkeit, auf einer festgelegten Bus-Route Ausbildungsbetriebe anzusteuern. Der Zu- bzw. Umstieg ist jederzeit möglich, so dass mehrere Unternehmen und potenzielle Ausbildungsstätten besichtigt werden können. Es ist auch so eine Art Speeddating für den Einstieg in die Berufswelt.