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Bietigheim Uwe Roth 31.05.2017

Trotz Verboten und Horrorfotos: Der heutige Weltnichtrauchertag macht darauf aufmerksam, dass immer noch viele Menschen den Rauchertod sterben.

Michael Schumacher vom Schulleitungsteam des beruflichen Schulzentrums in Bietigheim-Bissingen erinnert sich noch an die wilden Raucherzeiten. Zwar durfte schon damals im Gebäude nicht geraucht werden, aber dafür qualmten Schüler und auch Lehrer im Eingangsbereich vor der Schule umso heftiger.

Es stank, überall lagen Kippen und ausgespuckte Tabakreste herum. „Das war kein schöner Zustand“, berichtet er. Heute gibt es abseits zwei kleine Raucherzonen und Hinweisschilder, dass ansonsten überall auf dem Schulgelände ein striktes Rauchverbot herrscht. „Es ist eine viel, viel angenehmere Situation“, stellt Michael Schumacher fest.

Zahl der jungen Raucher geht zurück

Ob die Zahl der Raucher an seiner Schule, dem allgemeinem Trend folgend, in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist, kann er nicht sagen: „Wir beobachten nicht und führen keine Statistik.“ Seit es die Raucher ecken gibt, werden Raucher in Ruhe gelassen. Eine weitere Prävention findet nicht statt. Der Weltnichtrauchertag an diesem Mittwoch wird im beruflichen Schulzentrum zumindest nicht offiziell begangen. Die Schüler werden sich mit ihrem Raucherverhalten der deutschlandweiten Statistik wohl nicht entziehen. Insofern kann Michael Schumacher davon ausgehen, dass es weniger geworden sind, die in den Pausen in die Raucherecke rennen.

Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat sich zwischen 1993 und 2014, also in etwa 20 Jahren, die Zahl der Raucher im Alter zwischen 12 und 25 Jahren in etwa halbiert. In der Altersgruppe bis zur Volljährigkeit greift jeder Zehnte zur Zigarette, in der bis 25 Jahre jeder Dritte. Die Anzahl der Raucherinnen ist dabei nur etwas geringer.

20 Prozent der Bevölkerung sind Raucher

Doch weder die BZgA noch die Deutsche Krebshilfe sind mit dem Tempo in Richtung rauchfreie Gesellschaft zufrieden. Laut statista.com sind 20 Prozent der Bürger in Deutschland Raucher. In Schweden sind es im Vergleich dazu nur knapp 11 Prozent. Sogar in den USA, wo der weltgrößte Tabakkonzern Philip Morris seinen Sitz hat, sind bis auf einen Rest von unter 14 Prozent die Menschen mittlerweile weg vom Glimmstängel. Ob die E-Zigarette eine gesündere Alternative ist, kann durch Studien derzeit nicht belegt werden.

Wer trotz aller Warnhinweise, ekelerregender Fotos auf Zigarettenpackungen und Aufklärungskampagnen keine Lust verspürt, mit dem Rauchen aufzuhören, soll jetzt daran erinnert werden, wie teuer seine Sucht ist. „Rauchen kostet in vielfältiger Hinsicht – nicht zuletzt das Leben“ lautet das Motto des diesjährigen Weltnichtrauchertags.

Es sterben jährlich mehr als 120 000 Menschen in Deutschland an den Folgen des Rauchens

Nach Angaben des Aktionsbündnisses Nichtrauchen geben Raucher im Schnitt 150 Euro im Monat und 1800 Euro im Jahr für ihre Sucht aus. Weitaus mehr bezahlen Raucher gesundheitlich. Es sterben jährlich mehr als 120 000 Menschen in Deutschland an den Folgen des Rauchens, dies entspricht jedem siebten Todesfall. Mehr als 80 Prozent der Todesfälle durch Lungenkrebs sind durch das Rauchen verursacht. Tabakkonsum steht zudem im Zusammenhang mit vielen weiteren Krebserkrankungen sowie Gefäßleiden und Lungenkrankheiten. Durch das Rauchen verringert sich im Schnitt die Lebenserwartung um zehn Jahre.

Nach den weiteren Zahlen des Aktionsbündnis beträgt der Schaden für die Volkswirtschaft in etwa 80 Milliarden Euro im Jahr – 25,4 Milliarden sind für das Gesundheitssystem und 53,7 Milliarden für Produktionsausfälle und Frühverrentung zu veranschlagen. Würde man diese Aufwendungen in den Preis hineinrechnen, müssten die Kosten einer Zigarettenpackung bei 11,30 Euro liegen.

Entwöhnungskurse

Info Wer nun mit dem Rauchen aufhören möchte, kann dies im AOK-Kurs „Rauchen – nein Danke“ tun. Er startet am 10. Oktober und umfasst sieben Termine. Beginn ist jeweils dienstags von 17.30 bis 19.30 Uhr im Konferenzraum der Caritas Ludwigsburg. Anmeldungen sind ab 4. Juli über die AOK Ludwigsburg-Rems-Murr, Telefonnummer (07151) 13 93 00, möglich.