In den 1990er Jahren habe ich mich vor allem mit europäischen Themen beschäftigt. Zwischen 1993 und 1996 hatte ich mein Büro in Bonn. 1995 kam ein Büro in Brüssel hinzu. Ich machte PR-Arbeit für die Europäische Kommission, das Bundespresseamt, das Europäische Parlament sowie für einzelne Europaabgeordnete.
Europäische Gemeinschaft im Umbruch
Ich war damals mittendrin, als aus der Europäischen Gemeinschaft (EG) die Europäische Union (EU) wurde – zumindest auf dem Vertragspapier.
Ich war damals mittendrin, als mit dem Vertrag von Maastricht (7. Februar 1992) die Währungsunion beschlossen wurde. Die Vertretung der EU-Kommission in Bonn ernannte mich zum Euro-Experten und diesbezüglich zum Ansprechpartner für die deutschen Medien (Print und Radio).
Ich tingelte durch unzählige Redaktionen zwischen Flensburg und Konstanz, redete mit Chefredakteuren, den fürs Thema zuständigen Redakteuren, saß an Leser- und Radiotelefonen, um darüber zu sprechen, wie der Euro funktionieren wird. In der Theorie hätte er das auch dauerhaft positiv getan. Aber mit der Halbherzigkeit, mit der die Staats- und Regierungschefs (ganz vorne dran Bundeskanzler Helmut Kohl) damals das Finanz- und Währungssystem vergemeinschaftet haben, konnte es nicht gut gehen. Keine Regierung wagte es, von den nationalen Parlamenten zu verlangen, dass sie die Kontrolle ihrer Haushaltspolitik und die Kontrolle der Finanzwirtschaft an Europa abgeben. Aber das wäre nötig gewesen, um den Euro stabil zu halten, wie sich später herausgestellt hat.
Als das Europaparlament Macht erhielt
Uwe Roth als Korrespondent der Financial Times Deutschland (FTD) im Pressesaal des Europaparlaments in Straßburg.
Ich war mittendrin, als die Rechte des Europäischen Parlaments zum ersten Mal nachhaltig gestärkt wurden. Im Europawahlkampf 1994 organisierte ich im Auftrag des Europäischen Parlaments, der Europäischen Kommission und des Bundespresseamts in Dresden ein Europäisches Jugendparlament mit 200 Auszubildenden und Berufsanfängern aus 16 Nationen. Bislang hatte es solche Jugendparlamente nur mit Gymnasiasten und Studierenden gegeben. Sehr engagiert wurde drei Tage im sächsischen Landtag über die Zukunft Europa debattiert.
Uwe Roth Vorlesung Hochschule für Verwaltung in Kehl im Rahmen des Studium Generale.
Aus privaten Gründen wollte ich nicht dauerhaft in Brüssel bleiben bzw. den Regierungswechsel nach Berlin mitmachen (was im Nachhinein betrachtet ein Fehler war. Die Hoffnung, von Stuttgart aus Zeitungen mit EU-Themen, die einen regionalen oder lokalen Aspekt haben, beliefern zu können, erfüllte sich nicht. In den Chefredaktionen und bei den Verlagsleitungen hat das Thema Europa nie die Bedeutung erhalten, die ihm hätte zugestanden werden müssen. Bis 2008 bin ich als Redaktionsmitglied der EU-Nachrichten, ein Newsletter der Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin, PR-seitig mit EU-Institutionen in Verbindung geblieben. Außerdem war ich mehrere Jahr Dozent an der Hochschule für Verwaltung in Kehl am Rhein. Meine Themen im Aufbaustudiengang europäisches Verwaltungsmanagement war „Öffentlichkeitsarbeit europäischer Institutionen“ und Grundlagen der PR.
Auswahl meiner Projekte
- EU KOMMUNAL – Handbuch zu europäischen Themen für Kommunalpolitiker und lokale Medien, 3. Auflage 1996.
- Europa im Rathaus, Verlag Akademischer Schriften, Frankfurt a.M. 1998
- Regionalbroschüren für Deutschland, herausgegeben von der Europäischen Kommission, 1.+2. Auflage, Brüssel 1996.
- Die Informationsgesellschaft, Broschüre herausgegeben von der Europäischen Kommission in Brüssel, 1/96.
- Redaktionshandbuch Europäische Union, List-Verlag München 1998. (Vorwort)
- Gen-Welten: Dürfen wir wissen, was wir essen? Zum Diskussionsstand der europäischen Etikettierungsdebatte, Friedrich-Ebert-Stiftung 1998. (Dokument)
- Europa auf dem Weg zu einer gemeinsamen Sozialpolitik, herausgegeben vom Goethe-Institut, Bonn 2000 und 2005. (Dokument)
- Redaktion des Handbuchs „Erfolgreiche Geschäfte in Europa“, Brenner/Würth Hrsg., Deutscher Wirtschaftsverlag Köln 2002.
- Chefredakteur des Euro-Guide, Loseblattsammlung zu Themen des Europäischen Binnenmarkts, hrsg. vom Deutschen Wirtschaftsdienst in Köln (1994-1997).
Uwe Roth moderiert Podiumsgespräch mit Erhard Eppler und Daniel Cohn-Bendit. Links Winfried Kretschmann, damals Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag von Baden-Württemberg.