Remstalkarte geht weg wie warme Semmeln

Zeitungsverlag Waiblingen, Uwe Roth, 14.01.2019

Waiblingen/Stuttgart. Zeiten wiederholen sich: Früher kamen Großstädter aufs Land, um dort tief durchatmen zu können. Heute sollen sie sich in den Höhen des Rems-Murr-Kreises vom Feinstaub erholen. So sieht es Landrat Richard Sigel in seiner Funktion als Vorsitzender der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald.

Es ist Halle 6, in der sich der Rems-Murr-Kreis der Öffentlichkeit präsentiert. Zusammen mit der Remstal-Gartenschau. Am Eröffnungstag der CMT sprach Landrat Richard Sigel über das Programm der nächsten Saison. Ist das Interesse der Besucher ein Indikator, wird wohl alles ein Erfolg.

Thorsten Englert beobachtet das Gedrängel am Messestand der Remstal-Gartenschau und strahlt. Besucher stehen mit ihrem Geldbeutel in der Hand Schlange. „Die Remstalkarte geht weg wie warme Semmeln“, freut sich der Geschäftsführer. Dabei schwingt Erleichterung mit. Zu den bereits über 40 000 verkauften Dauerkarten dürften bis kommenden Sonntag, wenn die Urlaubsmesse endet, noch einige hinzukommen, hofft er. „Ich bin richtig, richtig happy.“ So klingt Zufriedenheit bei einem Verwaltungsmanager. Noch vier Wochen ist die Dauerkarte zum reduzierten Preis von 40 Euro zu bekommen.

Der Begriff „Gartenschau“ wirkt wie ein Magnet auf die Besucher

Die CMT in der Landesmesse am Stuttgarter Flughafen ist für den Gartenschaugeschäftsführer eine gute Plattform, das interkommunale Projekt wenige Wochen vor seiner Eröffnung am 10. Mai außerhalb der drei beteiligten Landkreise einem großen Publikum besser bekannt zu machen. Dabei scheint allein der Begriff „Gartenschau“ die Messebesucher wie ein Magnet anzuziehen. Der Stand besteht im Wesentlichen aus einem großen, hinterleuchteten Display. Außer dem Namen steht dort nicht viel zu lesen. „Gartenschau“ gilt im Land wohl als Marke, die für ein gutes Ausflugserlebnis steht. Die vorangegangenen Landesgartenschauen in Lahr (Ortenaukreis) und Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis) haben Maßstäbe gesetzt. An diese sollten sich die Remstalkommunen halten, damit die Gartenschau erfolgreich wird. Spätestens seit Samstag wissen die Organisatoren, dass das Interesse landesweit geweckt ist.

Auch ohne öffentlichen Erfolgsdruck hat sich die Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald hohe Ziele gesteckt. Sie möchte nach den Worten des Landrats Richard Sigel „das erfolgreichste Ausflugs-ziel“ in der Region werden. Allein Champagnerluft, wie er die hohe Luftqualität umschreibt, reicht dafür nicht aus, um abgas- und lärmgeplagte Städter in den Naturpark zu locken. Im Wettbewerb um die beliebtesten Ziele der Naherholung müssen die Tourismusverantwortlichen mit attraktiven Veranstaltungen punkten. Die Fremdenverkehrsgemeinschaft hat ihren Messestand im Verbund mit den Ständen anderer Kommunen in der Region Stuttgart. Und überall herrscht übers Jahr eine hohe bis sehr hohe Veranstaltungsdichte. Dazu kommen 2019 die Events der Remstal-Gartenschau. Die aber weckt zugleich Hoffnung, deren Besucher in den Schwäbischen Wald zu locken, wenn sie schon mal im Remstal sind.

Blühendes Band zwischen den Gartenschauen

Die Gemeinde Rudersberg wird am Sonntag, 19. Mai, die „Bienen- und Wimmelweide“ an der Ölmühle im Ortsteil Michelau eröffnen. Bürgermeister Raimon Ahrens betrachtet das Grünprojekt als ein „blühendes Band“ zwischen der Bundesgartenschau in Heilbronn und der Remstal-Gartenschau. Ein weiterer Event ist am Samstag, 3. August, die „Nacht der Backhäuser“. Mehrere solcher traditionellen Gemeinschaftseinrichtungen auf dem Gemeindegebiet werden in dieser Nacht von Dorfgemeinschaften oder Vereinen betrieben. Pendelbusse bringen die Besucher von Backhaus zu Backhaus. Ahrens präsentiert auf der CMT eine neue Idee, lokale Lebensmittel zu vermarkten. Die stecken in der „Rudersberger Vespertüte“, die von Frühjahr an im Rathaus gekauft werden kann.

Die Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald wird die Wandersaison am Mittwoch, 1. Mai, mit einem großen Kinder-Natur-Erlebnisfest in Kornberg Oberrot starten. Angeboten werden kurze Wander-Erlebnistouren und naturpädagogische Stationen der Naturparkführer. Stichworte sind: Tierweitsprung, Waldwichtelkegeln, Schnitzen, Sägen und Basteln mit Naturmaterialien. An diesem Tag stellt die Tourismusorganisation die dritte Karte „Kinder-Freizeittipps im Schwäbischen Wald“ mit den Orten Gschwend, Kaisersbach und Oberrot vor. Ein weiteres Highlight ist die Inthronisation der inzwischen siebten Schwäbischen Waldfee.

Kombination von Waldbahnfahrten mit Veranstaltungen

Die Stadt Welzheim ist neben ihren eigenen Veranstaltungen und Attraktionen fokussiert auf die Schwäbische Waldbahn. „Die Fahrgastzahlen haben sich auf einem stabilen Niveau eingependelt“, so Bürgermeister Thomas Bernlöhr auf der CMT. 2018 sind es nach seinen Angaben wie im Jahr davor 22 000 Fahrgäste gewesen. Der Fahrplan für die im April startende Saison steht. Aus dem geht hervor, dass die Zahl der Fahrtage von 34 auf 44 erhöht wurde. Immer öfter werden Zugfahrten mit Veranstaltungen kombiniert: So gibt es zwei Schlemmerfahrten und zwei Theateraufführungen im Zug. „Allerhöchste Eisenbahn“ heißt das Stück. Darsteller sind Gesa Weik als „Elli Schieber“ und Thomas Weber als „Schaffner Schnauffer“. Was sonst noch alles angeboten wird, ist dem umfangreichen Broschürenmaterial der Fremdenverkehrsgemeinschaft zu entnehmen. Trotz Internet und Apps – die Nachfrage nach Printprospekten sei nach wie vor sehr hoch, sagt Geschäftsführerin Barbara Schunter.