An entscheidender Stelle bloß genuschelt

Staatsanzeiger für Baden-Württemberg, Uwe Roth, August 2013

Der grüne Bonde tritt schwarz gekleidet hinters Rednerpult. Zur Verkündung der Schöpfungsgeschichte seines Nationalparks macht der Naturschutzminister die Regierungsempore zur Kanzel. Pastoral schaut Bonde in die Parlamentarierrunde, blickt den Ungläubigen besonders ernst in die Augen, hebt die Arme und sagt: Die Gläubigen legen heute den Entwurf eines Gesetzes zur Gründung eines Nationalparks im Schwarzwald vor.

Bonde sagt nicht die Gläubigen, sondern Landesregierung, verkündet dann wörtlich, „wir tun das in der Überzeugung, damit einem wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und zur Bewahrung der Schöpfung zu leisten“. Es ist der Titel seiner Predigt, „Wichtiger Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung“.

Bonde kennt seine Schwarzwaldbauern, wohnt er doch in Baiersbronn. Der Fingerzeig auf die Schöpfung ist der ultimative Beweis, dass Regierung und die religiösen Bewohner der Waldregion an einem Glaubensstrang ziehen, die gleiche Bibel lesen und die Warnung verstehen: Sehet, wer gegen den Nationalpark ist, ist vom rechten Holzweg abgekommen und ein Sünder, weil er Gottes Schöpfung nicht gesetzlich bewahren will.

Bondes Predigt ist nicht in Stein gemeißelt, dafür auf Youtube im Internet archiviert. Wer nicht hören kann, nur sehen, der kann zum Bonde-Film die Untertitel zuschalten. Mit dem Begriff Schöpfung kann moderne Übersetzungstechnik wohl nichts anfangen. Sie untertitelt den entscheidenden Satz „… und zur Bewahrung das Shirt Funktion leichten.“ Vielleicht hat Bonde an entscheidender Stelle bloß genuschelt. Uwe Roth