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ZVW Uwe Roth 19.09.2016

16. Tag des Schwäbischen Walds ist vom Regen getrübt, der Mühlen-Wandermarathon hat jedoch kein Wetterproblem

Manfred Krautter und Walter Hieber ist die Erleichterung anzusehen. Die beiden Naturparkführer im Schwäbisch-Fränkischen Wald haben die außergewöhnliche Wanderveranstaltung organisiert. Sie haben viel Vorbereitungszeit investiert und sind in zwei Tagen bei bestem Wetter mit sommerlichen Temperaturen insgesamt 60 Kilometer abmarschiert. 500 Wegweiser haben die Profiwanderer angebracht, um keinen Teilnehmer in die Irre zu leiten.

Und nun das: Am Sonntag früh setzt leichter Regen ein, der sich am Vormittag immer weiter verstärkt. Aber sie sind da, die Wanderer, die ersten schon am frühen Morgen. „Ich bin selbst überrascht“, sagt Hieber. Über 130 kamen mit und 50 weitere ohne Anmeldung. „Echte Wanderer lassen sich vom schlechten Wetter nicht abhalten, sondern sie richten sich darauf ein.“ Diese Erfahrung der beiden freiberuflichen Naturparkführer hat sich wieder einmal bestätigt. So stehen sie an der Hagmühle sehr fröhlich unter ihrem Pavillon, der Start und Ziel ist, während die zahlreichen Bierbänke nass und leer sind. In der romantischen Mühle aus dem 14. Jahrundert ist für den Tag des Schwäbischen Walds eine Kunstausstellung eingerichtet, die um die Mittagszeit aber keinen Besucher hat.

Die meisten Wanderer sind um diese Zeit auf der Strecke. Die Teilnehmer haben eine Karte und GPX-Daten mit dem Streckenverlauf erhalten. Wer die 42-Kilometer lange Marathonstrecke gewählt hat, ist bereits vor acht Uhr da. „Die Sportlichen schaffen die Strecke in sieben bis acht Stunden. Die Langsameren sind etwa zehn Stunden unterwegs“, sagt Krautter. Die Route führt von der Hagmühle auf der Gemarkung Alfdorf nach Mannholz, Voggenberg, dann immer weiter bis Kirchenkirnberg. Von dort geht’s Richtung Welzheim wieder zum Ausgangspunkt zurück. Solche Langstrecken haben ihre Fans. Ein Teilnehmer ist eigens aus dem bayerischen Crailsheim in den Schwäbischen Wald angereist.

Die Ersten sind um die Mittagszeit von ihrer Tour zurück

Monika Wolz und Birgit Renz hatten es nicht so weit. Sie kommen aus Marbach am Neckar und wollten ursprünglich ebenfalls die 42 Kilometer in Angriff nehmen. Früh genug waren sie da. „Uns ist es dann doch etwas zu nass geworden“, sagt Monika Wolz, und sie beließen es beim Halbmarathon – immerhin 22 Kilometer. Diese führen zum Burgholz bis zur Heinlesmühle, von dort über Voggenberg wieder zur Hagmühle zurück. Die beiden Frühaufsteherinnen sind an diesem Tag gegen 13 Uhr die zweiten Rückkehrer.

Dagmar und Melanie Schatzmann aus Wüstenrot sind mit ihren Hunden Dark und Gismo die ersten im Ziel. Allerdings sind sie lediglich die kleine, zwölf Kilometer lange Runde gewandert, die Familienstrecke. „Die Hunde haben das Tempo vorgegeben. Bei dem Wetter haben wir auch keine Pause gemacht“, begründet Dagmar Schatzmann die schnelle Zeit.

Manfred Krautter und Walter Hieber hoffen, dass sie den Wandermarathon nächstes Jahr wiederholen können. In die Organisation haben sie eigenes Geld gesteckt. Gewinn machen sie aber erst, wie sie sagen, wenn sie ihre Veranstaltung so oft wie möglich ausrichten können. Sie verdienen an den Startgeldern. An diesem Tag zahlen Einzelwanderer 13, Familien auf der kurzen Strecke 19 Euro. Ein paar Bürgermeister hätten bereits entsprechende Anfragen an sie gerichtet, berichten die Naturparkführer.

Es ist bereits der 16. Tag des Schwäbischen Walds. In vielen Orten finden dazu Veranstaltungen statt. Zahlreiche Mühlen haben geöffnet. In Welzheim schildern Mitglieder des Vereins Limes-Cicerone das Leben römischer Legionäre. Wer will, kann ausprobieren, wie sich beispielsweise ein Soldatenhelm anfühlt.

Seine innere Ruhe und die Balance finden

Wie beim Mühlenwandermarathon können die Besucher des Tags des Schwäbischen Walds auch auf dem „Erfahrungsfeld der Sinne“ bei der Laufenmühle zwischen Welzheim und Rudersberg auf einen Rundkurs gehen. Allerdings auf eine völlig andere Art. Dort gibt es den „Wald der Balance“. Ein Parcours führt die Balance-Sucher über vier Kilometer zu zahlreichen (bodennahen) Stationen, an denen sie ihren Gleichgewichtssinn austesten und trainieren können. Priska Schwendemann ist Erlebnispädagogin und erläutert, warum die äußere Standfestigkeit ebenso wichtig ist für die innere Balance. Wer auf einem Bein nicht leicht ins Kippen kommt, auf einem Balken sicher balancieren kann, den werfen auch Probleme nicht so schnell aus der Bahn, ist sie überzeugt.