SWP Uwe Roth 22.03.2017
Zuletzt lahmte das Interesse der Bürger an der Entwicklung des Rosensteinquartiers. Ein „Gläsernes Büro“ soll den Dialog nun wieder ankurbeln.
Es war ein Friseursalon und damit immer schon ein Ort der regen Kommunikation. Von der früheren Funktion ist nichts mehr zu ahnen. Die Stuttgarter Stadtverwaltung hat das Inventar ausräumen lassen. Nun prägen das ehemalige Geschäft unverstellte weiße Wände, Platz für Ausstellungen, und eine freie Bodenfläche, Raum für Veranstaltungen. Als „Gläsernes Büro Rosenstein“ dient seit dieser Woche der Laden mit seinem großen Fenster in der Nordbahnhofstraße 81 nun also weiterhin dem Informationsaustausch.
Die Stadt will dort die Bürger des Stadtteils über die Planungen auf dem Laufenden halten, die die 85 Hektar große Gleisfläche in ihrer Nachbarschaft betrifft. Nach der Inbetriebnahme des Tiefbahnhofs Stuttgart 21 in etwa fünf Jahren wird diese nicht mehr benötigt werden. Zwischen 7000 und 7500 Wohnungen sollen dort nach dem Rückbau der Schienen hochgezogen werden. Mehr noch: Ein ganz neues Quartier soll entstehen, das die Bereiche Wohnen, Arbeiten und Mobilität zukunftsweisend miteinander verbinden soll.
„Das Interesse war nicht riesig“
Die Belange der Bürger sollen dabei so weit wie möglich berücksichtigt werden. OB Fritz Kuhn (Grüne) hat das im vergangenen Jahr zur höchsten Priorität erklärt. Zahlreiche Veranstaltungen und Bürgeranhörungen hat es gegeben. Während sich die Rathaussitze mit der Resonanz aus der Bevölkerung zufrieden zeigte, monierten die Rathausfraktionen die geringen Teilnehmerzahlen. „Das Interesse war nicht riesig“, wird CDU-Fraktionschef Alexander Kotz zitiert. Seine Erwartung war, dass „bei einem solchen Jahrhundertprojekt mehr als 300 Bürger – inklusive der zahlreich vertretenen Mitarbeiter der Stadtverwaltung – kommen.“ Er hege sogar Zweifel daran, dass das in einem Memorandum festgehaltene Ergebnis überhaupt repräsentativ sei. Immerhin habe die Landeshauptstadt mehr als 600 000 Einwohner. SPD-Fraktionschef Martin Körner kritisierte, es seien wie immer nur die üblichen Verdächtigen anwesend gewesen.
Einweihung des „Gläsernen Büros“ in der Stuttgarter Nordbahnhofstraße. Foto: Uwe Roth
Mit dem neuen „Gläsernen Büro“, das sich die Stadt mit dem Verein „Info-Laden auf der Prag“ teilt, soll der Bürgerdialog zu einer ständigen Einrichtung werden. Wird das Angebot so angenommen wie die Einladung zur kleinen Eröffnungsfeier am Montagabend, kann die Stadt zufrieden sein. Der Laden war voll, als der Bürgermeister für Städtebau und Umwelt, Peter Pätzold, zur Begrüßung sagte: „Das Stadtentwicklungsprojekt Rosenstein ist auf lange Sicht das größte Entwicklungsprojekt Stuttgarts. Mit dem ,Gläsernen Büro’ haben wir eine Vor-Ort-Präsenz und Anlaufstelle nicht nur für die Bewohner des Nordbahnhofviertels, sondern für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger geschaffen.“
Der Gemeinderat hat das Memorandum Rosenstein vergangene Woche mit großer Mehrheit, bei sechs Gegenstimmen und zwei Enthaltungen, angenommen und gleichzeitig die nächsten Schritte auf dem Weg zu Stuttgarts neuem Quartier beschlossen. Demnach soll es bis Ende 2018 drei städtebauliche Wettbewerbe geben.
Anlaufstelle Im Gläsernen Büro können sich Interessierte über die Fortschritte bei Stuttgarts neuem Stadtquartier kundig machen. Öffnungszeiten: Montag und Mittwoch von 17 bis 19 Uhr, Dienstag und Donnerstag von 15 bis 19 Uhr sowie am Samstag von 10 bis 12 Uhr. Informationen des Vereins Info-Laden auf der Prag über: www.infoladen-stuttgart21.de. uro