Bietigheimer Zeitung Uwe Roth 30.06.2017
Ludwigsburg. Es gibt ein Problem: Die vorgesehene Fläche am Bahnhof gehört nicht der Stadt, sondern einem privaten Immobilienfond.
Die Kapazitäten der Radstation am Westausgang sind erschöpft, die offiziellen Fahrradständer rund um den Bahnhof hoffnungslos zugestellt. Alternativ suchen Radfahrer Provisorien wie Laternen und Geländer, um dort ihr Rad zu sichern. Auf einem bestehenden Pkw-Parkdeck im Ostbereich an der Bahnhofstraße soll jetzt auf einer Grundfläche von 1526 Quadratmetern zusätzlich ein Fahrradparkhaus mit 700 Einstellplätzen Abhilfe schaffen. Wildes Parken soll dann der Vergangenheit angehören.
Der Gemeinderat hat am Mittwoch dem Vorhaben der Stadt einstimmig zugestimmt. Die CDU deutete allerdings an, dass nicht alle Fraktionsmitglieder überzeugt waren. Die Grünen wiederum sind sich sicher, dass das Radparkhaus nur eine erste Lösung sein kann. Schnell werde die Nachfrage das Angebot übersteigen.
Überzeugungsarbeit nötig
Doch bis zum endgültigen Baustart muss die wichtigste Hürde genommen werden: Eigentümer der benötigten Flächen ist ein privater Immobilienfonds und muss vom Verkauf überzeugt werden. Die Gespräche mit einem Vertreter liefen zwar gut, doch ein Ergebnis liege nicht vor, teilte Oberbürgermeister Werner Spec den Ratsmitgliedern mit. Der Einzelhandel im Bahnhofsgebäude könne wegen der Vorschriften nicht ohne weiteres auf Kundenparkplätze verzichten. Die Flächen anzumieten, komme für die Stadt jedoch nicht in Frage, sagte Spec. Außerdem werde geprüft, ob es steuerliche Vorteile bringe, die Anlage von den Stadtwerken betreiben zu lassen. Die Stadt will jedenfalls die Fäden in der Hand halten.
Die Verwaltung steht bei diesem Projekt mehrfach unter Druck, weil die Zeit für die Verhandlung mit dem Immobilienfonds begrenzt ist. Die Stadt hat Fördermittel beantragt, die in Gänze nur bis Ende des Jahres abgerufen werden können. Für die technische Innenausstattung des Fahrradparkhauses inklusive des Zugangs- und Bezahlsystems werden bei einer Förderquote von 70 Prozent Zuschüsse in Höhe von 450 000 Euro erwartet. 321 428 Euro gibt die Europäische Union, den Rest in Höhe von 128572 Euro das Land. Außerdem erhofft sich die Stadt laut ihrer Sitzungsvorlage für die Finanzierung des Baukörpers „bei idealer Förderung“ Zuschussmittel aus dem Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ in Höhe von 60 Prozent. Das Fahrradparkhaus wäre somit kostengünstig zu haben.
Attraktives Verleihangebot
Nach den dem Gemeinderat vorgelegten Plänen wird auch die Radstation am Westausgang in wesentlichen Teilen umgebaut: Um dort Platz für zusätzliche Stellplätze zu gewinnen, sollen die bisherige Werkstatt, Lagerfläche und Büros in das noch zu bauende Fahrradparkhaus verlagert werden. Darin wird es neben der neuen Werkstatt sogar eine Fahrradwaschanlege sowie ein Ersatzteillager geben. Um das Verleihangebot attraktiver zu machen, sind eine Stellfläche für fünf Fahrradanhänger, 20 Leihfahrräder und fünf Spezialräder vorzusehen. Reichen Platz und Finanzen am neuen Standort kommen noch öffentliche Toiletten, eine Behindertentoilette sowie eventuell Duschräume hinzu, die über ein Zugangssystem gesichert sind. In neueren Radparkhäusern werde dies zunehmend Standard, so die Verwaltung.