Südwest Presse, AUTOR UWE ROTH 02.07.216
Zu einer guten Freundschaft gehört ein Stick. Kein Stock. Ein Stick. Ein solcher ist nötig, will man der Welt zeigen, wie eng man miteinander ist. Ans eine Ende gehört fürs Beweisfoto ein Smartphone. Das Ganze heißt im Ergebnis Selfie.
Diese kurze Erläuterung vorab ist nötig, um insbesondere Älteren zu erläutern, was am heutigen Samstag im Shoppingcenter Milaneo vor sich geht. Dort werden in einem Fachgeschäft für Unterwäsche der Traditionsfirma Triumph Deutschlands dickste Busenfreundinnen gekürt.
Pardon. Für Mädels von heute heißt es logischerweise nicht Unterwäschefachgeschäft, wie es ihre Großmütter noch kannten, sondern Dessousshop. Die Marke Triumph, bei der die Oma glänzende Augen bekommt und sich an ihr erstes teuer bezahltes Reingummikorsett erinnert, ist fürs junge Publikum „BeeDees“. Und wer dort einkauft, spricht nicht von der Busenfreundin, obwohl das in diesem Kontext schön passen würde, sondern von der „BFF“. Das steht für „Best Friends Forever“, also beste Freundinnen für immer. Ob das der Bangladesh Football Federation bekannt ist, die sich ebenso abkürzt?
Wie auch immer: Nicht dick, aber dick befreundet sollten die Mädels für den heutigen Wettbewerb jedenfalls sein, schließlich sollen sie die Jury überzeugen. Die besteht aus vier Möchtegern-Klums sowie einem Fotografen und wählt aus den eingereichten Selfies (die alle irgendwie gleich aussehen, von der Stange eben) das posende Mädelspaar aus, das sie für Deutschlands beste Freundinnen hält. Offizieller Titel der Werbeaktion:„Wir suchen #beedeesbff.“ Die Finalistinnen werden dann vor Publikum live geshootet. Ohne Stick, sondern richtig mit Kamera. Bei „live geshootet“ sollte die Oma nicht zusammenzucken. Ihre Enkelin wird nicht öffentlich hingerichtet – nur zu Schau gestellt.