Honorarkonsul Siegfried Rapp und sein Team. Foto: Uwe Roth

Schokolade als Werbeträger für Ecuador

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Bietigheimer Zeitung 31.03.2017

Der Ludwigsburger Siegfried Rapp ist Honorarkonsul von Ecuador.

Wenn der Honorarkonsul Siegfried Rapp aus Ludwigsburg Werbung für Ecuador und Baden-Württemberg machen möchte, greift er zur Schokolade. Das ist praktisch, weil die quadratische 100-Gramm-Tafel nach seiner Überzeugung ein ausdrucksstarkes Symbol von Ecuador und von Baden-Württemberg zugleich ist: Ritter-Sport aus Waldenbuch  im Landkreis Böblingen ist ein für das Land typisches Familienunternehmen und produziert eine Sorte mit Edel-Kakao aus Ecuador, das wiederum für die besondere Qualität der Kakaobohne bekannt ist.

Für den ehrenamtlichen Diplomaten ist die Nervennahrung, wie er sagt, der ideale Werbeträger, den er gerne bei offiziellen Anlässen verteilt. „Saludo cordiales, mit freundlichen Grüßen, Siegfried Rapp, Honorarkonsul, Republik Ecuador in Ludwigsburg / BW.“ So steht es auf der Verpackung – verziert mit dem bunten Wappen des Staats, dessen Hauptstadt Quito auf 2800 Metern liegt und durch das die namensgebende Äquatorlinie verläuft.

Seit Jahrzehnten Einsatz für Lateinamerika

Im März 2014 ist Siegfried Rapp zum Honorarkonsul des zwischen Kolumbien und Peru liegenden Schwellenlandes ernannt worden. Bis in die Botschaft nach Berlin hatte es sich herumgesprochen, dass der Ludwigsburger sich seit Jahrzehnten für die Belange Lateinamerikas einsetzt.

Die Ernennung betrachtet er als eine Ehre. Dieser Begriff steckt in „Honorar“. Das sei aber nicht zu verwechseln beispielsweise mit einer Honorarkraft, die nach Aufwand bezahlt werde. „Es ist ein Ehrenamt, für das ich kein Geld bekomme“, stellt Rapp fest. Zwei Mitarbeiter, die ihn unterstützen, zahlt er aus seiner eigenen Tasche. Von den Gebühren­einnahmen erhalte er zwar einen geringen Teil. Im Vergleich zu seinen Ausgaben sei der aber zu vernachlässigen. Auch Reisekosten gehen zu Lasten seines Kontos.

Aufgabenspektrum erweitert

Um das Geld aufzubringen, ist er auf die Einnahmen seines eigentlichen Jobs als Mediator angewiesen. Obwohl er mit 65 Jahren an der Rentengrenze steht, kann und will er nicht ans Aufhören denken. Im Gegenteil: Er hat sein Spektrum nochmals erweitert und bietet zusätzlich zu seinen sonstigen Dienstleistungen einen IHK-zertifizierten Lehrgang zum Wirtschaftsmediator an.

Honorarkonsul Siegfried Rapp und sein Team. Foto: Uwe Roth
Honorarkonsul Siegfried Rapp und sein Team. Foto: Uwe Roth

Um Visaangelegenheiten und die übrigen Anfragen kümmert sich seine Mitarbeiterin Christina Orphal. Sie kam vor zehn Jahren zum Studieren nach Baden-Württemberg und blieb der Liebe wegen.

Rund 1000 Ecuadorianer leben in Baden-Württemberg, viele sind Studierende, beispielsweise am Karlsruher Institut für Technologie oder der Agrarwissenschaft an der Universität Hohenheim. „Ihr Heimatstaat zahlt ihnen Stipendien, weil er Interesse daran hat, dass das Land in der Entwicklung aufholt.“

Ecuador wird als Reiseziel vor allem bei jungen Leuten immer beliebter. Da Touristen aber kein Visum benötigen (sofern sie nicht länger als 90 Tage bleiben wollen), ist das Honorarkonsulat am Ludwigsburger Marktplatz selten Anlaufstelle für deutsche Staatsbürger.

Sein Ehrenamt kostet den früheren Grünen-Stadtrat viel Zeit und Geld. „Lateinamerika ist mir eine Herzensangelegenheit. Die Leidenschaft hat inzwischen aber eine rationale Seite“, sagt Rapp und begründet das so: „Wir brauchen in der globalen Welt Vernünftige, die zusammenhalten.“

Klimaschutz ist zentrales Thema

Ecuador gilt als artenreichstes Land der Erde. Es habe mit seinen Wäldern „die wertvollste grüne Lunge der Welt“. Die ecuadorianische Regierung verfolge ein sehr fortschrittliches Regierungsprogramm. Der Klimaschutz sei darin eines der zentralen Themen. Vom Verschwinden der Urwälder sei letztlich auch Deutschland betroffen. Und das möchte er zwischen diesen beiden Welten vermitteln. Aber ökonomisch sei das Land ebenso interessant, sagt er. „Wenn sich die deutsche Wirtschaft nicht engagiert, machen das die Chinesen.“

So bemüht sich Honorarkonsul Siegfried Rapp um immer neue Kontakte. Vom 27. Oktober bis 4. November wird er erneut eine Delegationsreise nach Ecuador begleiten.

Anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens wird die Ludwigsburger Brenz Band aus behinderten und nichtbehinderten Musikern mit dabei sein. Unternehmer aus dem Landkreis Ludwigsburg ruft Siegfried Rapp auf, sich zu melden, um die dortige Wirtschaft besser kennenzulernen.