Uwe Roth 26.06.2017
Noch nie hat die Bildungseinrichtung mehr Unterrichtsstunden gegeben. Die Zahl der Kurse nimmt ab.
Ludwigsburg. Die Schiller-Volkshochschule hat im vergangenen Jahr mit über 60 000 Unterrichtseinheiten einen Rekord aufgestellt. Damit gehört die Bildungseinrichtung des Landkreises zu den zehn aktivsten Volkshochschulen (VHS) im Land. Mit dieser Zahl, „der Maßstab aller Dinge für die Erfolgsbilanz einer VHS“, eröffnete Schulleiter Jürgen Schmiedel am Montag seinen Bericht im Kultur- und Schulausschuss des Kreistags.
Die Unterrichtseinheiten verteilten sich auf rund 2600 Kurse, für die sich zusammen 30 300 Teilnehmer eingetragen haben. Tendenziell nimmt seit zehn Jahren aber die Zahl der Kurse ab. „Dafür haben die Kurse im Schnitt mehr Unterrichtseinheiten“, erläuterte der VHS-Leiter Schmiedel einen Trend, der sich auch bei den Vorträgen niederschlägt. Kurzveranstaltungen werden weniger, auch weil sie in Konkurrenz beispielsweise zum Doku-Fernsehen stehen. In den vergangenen zehn Jahren hat sich im Programm der Schiller-VHS die Zahl der Vorträge auf 116 halbiert. Zu jedem Vortrag kamen 2016 im Schnitt 28 Zuhörer. Interessanter scheinen dagegen Führungen zu sein. 220 waren angeboten worden, knapp 5400 Interessierte haben teilgenommen.
Seit 2015 binden die Kurse „Deutsch als Fremdsprache“ (DaF) für im Kreis untergebrachte Flüchtlinge bei der Schiller-VHS viele Ressourcen. 2014 waren es 90, ein Jahr später 127 und im vergangenen Jahr 190 DaF-Kurse. Rund 400 Teilnehmer hatten die Einbürgerungstests, die im Auftrag des Landkreises ebenfalls bei der VHS gemacht werden können und Personal binden, wie Schmiedel sagte.
Neue Ziele für die Schiller-VHS formuliert
Was anfänglich eine große Herausforderung gewesen sei, sei inzwischen aber zur Routine geworden. So habe die Schulleitung den Kopf frei, sich über die Zukunft der VHS Gedanken zu machen. Unter anderem seien als Ziele ausgemacht worden, die Zusammenarbeit mit den örtlichen Vertretungen zu verbessern und die Zielgruppenarbeit auszubauen. Im Zentrum stünden dabei die „junge vhs und Familien“.
Des Weiteren möchte sich die Schiller-Volkshochschule um die Grundbildung kümmern. Sie erst befähige Menschen zu einem selbstverantwortlichen und selbstbestimmten Leben, sagte Schmiedel mit Verweis auf die Hamburger Deklaration der Unesco zum Lernen im Erwachsenenalter. So sollen Angebote für Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwächen erarbeitet werden.
Die Zahl der funktionalen Analphabeten (rudimentäre Lesekompetenz) wird in Deutschland auf 7,5 Millionen geschätzt. 13,3 Millionen Bürger schreiben fehlerhaft. Die VHS vermutet im Landkreis Ludwigsburg etwa 48800 Einwohner im Alter zwischen 18 und 64 Jahren, die als funktionale Analphabeten gelten könnten. Dabei müsse ein Weg gefunden werden, wie die VHS an die Betroffenen herankommt. „Von alleine werden sie sich nicht zu den Kursen anmelden“, ist die der Schulleiter sicher. ⇥Uwe Roth