ZVW Uwe Roth 18.08.2016
Gott sieht und weiß alles. Das haben früher Vater und Mutter ihrem Kind beigebracht, damit es die Welt mit verängstigten Augen betrachtet.
Heute ist das Kind erwachsen und davon überzeugt, Google sieht und weiß alles. Gott ist dem erwachsenen Kind nie begegnet. Google begegnet ihm dagegen täglich. Vielmehr der Mensch begegnet Google täglich. Google ist die Bibel. Früher glaubten die Menschen das, was in der Bibel steht – Wort für Wort. Ansonsten wussten die Menschen damals wenig. Allgemeinbildung war ein Gut für wenige.
Früher verstanden die Menschen unter Allgemeinbildung das Wissen, das man im Kopf hat und Grundlage fürs Denken ist. Heute haben immer mehr Menschen das Wissen nicht mehr im Kopf, sondern es steckt in Google. Und dort steckt folglich auch die Grundlage zum Denken. Das glauben sie zumindest. Womit wir wieder beim Zusammenhang zwischen dem Glauben, Gott, Bibel und Google wären. Man will nichts mehr wissen, stattdessen glaubt man an Google. Google könnte tatsächlich eine Verballhornung aus Gott und Bibel sein. Wer weiß, vielleicht haben sich das die Erfinder der Suchmaschine auch so ausgedacht. Tipp: Wer mit dem Begriff Verballhornung nichts anfangen kann, darf gerne googeln.
Früher hatten die Pfarrer die Aufgabe, gewissenhaft darauf zu achten, dass aus Gläubigen keine Wissenden wurden. Es war phasenweise ziemlich aufwendig für die Kirchen, das Wissen aus dem Glauben herauszuhalten. Beziehungsweise den Menschen einzutrichtern, dass Glauben gleich Wissen bedeutet. Die Betreiber von Google können sich diesen Aufwand sparen. Der Trend, eigenes Wissen aufzugeben, ist ungebrochen. Und außerdem haben es viele längst bemerkt: Glauben ist super bequem. Sich Wissen anzueignen dagegen extrem anstrengend. Glauben ist Chillen (Google!), Wissen Stress.
Dabei ist Google bestenfalls ein Orakel. Stellen Sie Google doch mal eine naheliegende Frage: Wie lautet die Lösung des Flüchtlingsproblems? Es gibt eine Menge Antworten, aber keine davon möchten Sie wissen. Google bringt Sie und die Politik nicht weiter.
Oder: Wie kommt Griechenland aus der Krise? Google weiß es nicht so genau und bietet auf diese Frage exakt 1350 Antwortalternativen an. Aber das innerhalb von 0,54 Sekunden. Da kann die Bibel einfach nicht mithalten. Ob Gott das weiß?