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ZVW, Uwe Roth, 14.08.2015

Die Deutsche Bahn (DB) und ihr Chef Rüdiger Grube müssten es in der Zwischenzeit mitbekommen haben, was ihre Kunden gehörig nervt:

Verspätungen, Zugausfälle, blockierte Türen und Toiletten, vermüllte Züge und Bahnhöfe, schlecht abgestimmte Anschlussverbindungen, teure Tickets, kaputte Aufzüge.

Irgendetwas vergessen?

Das steht alles häufig und breit in der Zeitung. Auch in diversen Foren im Internet könnte sich Grube ein Meinungsbild davon machen, was vor allem Pendler von seinem Bahnmanagement halten.

Die DB könnte Lehren daraus ziehen.

Aber anscheinend glauben die DB-Führungskräfte nicht, was ihre Fahrgäste im Internet Negatives schreiben oder über die Medien beklagen. Nun will sich die DB ein objektives Meinungsbild machen. Ihre jüngste Pressemitteilung hat die Überschrift:

„Die Bahn will es wissen: Was freut, was stört ihre Kunden bei der Bahnfahrt?“

Pendler können sich (freiwillig) melden und sich einen Tag lang von einem DB-Mitarbeiter begleiten lassen.

Das könnte vor allem für Singles interessant sein.

Denn wenn die DB in ihrer Mitteilung „einen Tag lang“ schreibt, dann meint sie das auch so: Die DB-Mitarbeiter seien nicht nur während der Fahrten zur Arbeit an der Seite der Probanden, sondern auch beim Einkaufen oder bei Freizeitaktivitäten. Wahrscheinlich helfen sie beim Tragen der Einkaufstaschen oder gehen mit ins Fitnessstudio, anschließendes Saunieren inklusive.

Wenn man dann beim Du angekommen ist, könnte der Bahnkunde „direkt aus dem Alltag heraus Missstände aufzeigen und Verbesserungsvorschläge machen“. Und die Bahn betont in ihrer Mittelung, sie hoffe auf „ehrliche Antworten“ ihrer Kunden. Also nicht auf solche Lügen wie im Internet oder in der Zeitung.

Was wird der Mensch, dem die Bahn einen Tag lang auf die Pelle rückt, wohl sagen?

Vielleicht, dass die Züge verspätet sind, es Zugausfälle, blockierte Türen und Toiletten, vermüllte Züge und Bahnhöfe gibt, ebenso schlecht abgestimmte Anschlussverbindungen, dass die Tickets zu teuer sind und Aufzüge oft kaputt? Weil, wer nichts zu meckern hat, wird kaum die Bahn zu sich einladen.

Aber der DB-Mitarbeiter wird sicher nachhaken, weil er ja auch aufschreiben soll, was den Kunden freut. Der wird antworten, er freue sich, wenn die Bahn mal nicht verspätet sei, der Zug tatsächlich komme, sich alle Türen öffnen ließen, die Toilette benutzt werden könnte, Züge und Bahnhöfe sauber seien, die Zuganschlüsse stimmten, eine Preiserhöhung ein Jahr lang ausbliebe und der Aufzug funktioniere.

Der Bahn-Mitarbeiter wird wieder nachhaken und fragen, ob der Kunde solche positiven Umstände bereits mal erlebt habe. Der wird selbstverständlich antworten, ja, es gebe pünktliche Züge, keine Zugausfälle, einen Zug ohne kaputte Türen und so weiter. Und genau das wird der DB-Mitarbeiter aufschreiben und dem Herrn Grube mitteilen. Der Bahnchef lässt daraufhin erneut eine Pressemitteilung schreiben. In der wird dann zu lesen sein, dass die Bahnkunden sich freuen und kleine Schwachstellen überhaupt kein Problem seien.