Bietigheimer Zeitung Uwe Roth 28.06.2017
Der Bauboom treibt die Nachfrage nach mineralischen Baustoffen in die Höhe. Die Schotterwerke Markgröningen sind auf Erweiterungsflächen angewiesen.
Was die Schotterwerke als Baumaterial verkaufen, ist geschätzte 230 Millionen Jahre alt: Muschelkalk. Damals war der Landkreis Meeresboden. Heute profitiert die lokale Baubranche von diesem Rohstoff, der ohne längere Wege zur Baustelle transportiert werden kann. Zwischen Gerlingen und Bönnigheim, Marbach und Vaihingen gibt es einige Steinbrüche. Muschelkalk ist der einzige Rohstoff dieser Art im Landkreis und wird im Straßenbau verwendet, Beton zugemischt und dient der Produktion von Baustoffen. Doch die Vorräte gehen irgendwann zur Neige.
Joachim Burckhardt ist Geschäftsführer der Schotterwerke Markgröningen (SWM), die im westlichen Landkreis ein wichtiger Zulieferer sind. Er schätzt, dass die Vorräte zum Gesteinsabbau in seinem Unternehmen noch für zehn Jahre reichen. Er spricht von 1,5 Millionen Kubikmetern Gestein. Dazu müssen allerdings weitere Flächen zum Abbau freigegeben werden. Das stellt ihn vor mehrere Hürden: Die notwendigen Grundstücke müssen in den Besitz der SWM übergehen und das Landratsamt muss die Nutzung zulassen.
Elf Gebiete im Landkreis Ludwigsburg
Die Kreisverwaltung wiederum orientiert sich bei der Erteilung einer Genehmigung am Regionalplan des Verbands Region Stuttgart (VRS). Dieser enthält nicht nur Vorgaben beispielsweise für die Ausweisung von Gewerbegebieten in der Region oder die Infrastrukturplanung, sondern ebenso für die Rohstoffsicherung. In Stuttgart und den umgebenden fünf Landkreisen ist dies im Wesentlichen Muschelkalk, daneben noch Ton, Sandstein, Travertin und Ölschiefer. Die Abbauvorkommen sind oberflächennah zu erreichen. Über besonders wertvolle Rohstoffe verfügt die Region nicht.
Die Rohstoffsicherung gehöre zur Daseinsvorsorge, argumentiert der Verband. Er will nach eigenem Bekunden dafür sorgen, „dass zumindest ein Teil des benötigten Gesteins in der Region Stuttgart in den nächsten Jahrzehnten abgebaut werden kann“. Der Regionalplan hat rund 30 Gebiete festgelegt, elf allein im Landkreis, in denen Rohstoffe abgebaut werden dürfen. Sie befinden sich alle im Grünen, wo nichts geplant oder gebaut werden darf, was den Rohstoffabbau unmöglich machen würde.
Lediglich ein Drittel des Bedarfs deckt der regionale Abbau
Im Land ist die Region der größte Absatzmarkt für mineralische Massenrohstoffe. „Andererseits sind ihre abbauwürdigen Kieslagerstätten praktisch erschöpft oder kaum noch zugänglich“, teilt der VRS mit. In der Konsequenz wird lediglich ein Drittel des Bedarfs aus regionaler Eigenerzeugung abgedeckt. Der Rest muss über große Entfernungen angeliefert werden. Und der Verband ist überzeugt, dass die Nachfrage nicht zuletzt deshalb weiter steigen werde, weil Lagerstätten außerhalb der Region zunehmende Probleme mit dem Grundwasserschutz bekämen.
SWM-Geschäftsführer Burckhardt hat vor einiger Zeit ebenso wie ein weiteres Unternehmen im Landkreis, die Firma Klöpfer in Marbach-Rielingshausen, einen Antrag auf die Erweiterung der Abbauflächen gestellt, um den Betrieb am Laufen zu halten, wie er sagt. Zuerst allerdings muss der Rohstoffsicherungsplan des Verbands entsprechend fortgeschrieben und von der Regionalversammlung im Ganzen genehmigt werden. Das soll bis zum Jahresende der Fall sein. In der vergangenen Woche wurde darüber beraten.
„Die Sache ist für uns insofern kompliziert, weil ein Eigentümer sein Grundstück nicht verkaufen will“, sagt Burckhardt. Es handelt sich dabei um 50 000 Quadratmeter. Nun hofft er, dass der VRS und Landkreis am Ende eine alternative Reservefläche freigeben. Andernfalls müssten die SWM nach seinen Worten in wenigen Jahren ihren Betrieb mangels Abbaugestein einstellen.