Remsbahn: Ausfälle, wenig Sitzplätze, unpünktlich

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ZVW Uwe Roth 02.03.2017

Zweiter Bahngipfel in Schorndorf: Vertreter von Bahn und Verkehrsministerium gerieten in ein kleines Tribunal / Dritter Bahngipfel schon anberaumt

Schorndorf. Mit der Bemerkung, „Manches auf der Remsbahn ist in den vergangenen Wochen besser geworden. Für ein gutes Zeugnis reicht es aber noch lange nicht“, hat Oberbürgermeister Matthias Klopfer am Dienstag den zweiten Bahngipfel im Schorndorfer Rathaus eröffnet. Am Ende der zweistündigen Veranstaltung war dies auch das Fazit.


Weder die beiden Vertreter der DB Regio noch der des Verkehrsministeriums haben sich vor der Veranstaltung gedrückt, die erwartungsgemäß zum kleinen Tribunal geworden ist. Im Großen Sitzungssaal des Rathauses warteten die gleichen Akteure des Protests wie vor drei Monaten: Bürgermeister, Landtagsabgeordnete, der Landrat und zahlreiche Gemeinderäte.

Gerd Hickmann, Leiter der für den Zugverkehr zuständigen Abteilungsleitung im Verkehrsministerium und Mitglied der Grünen, sah sich schon parteipolitisch in der Defensive. „Das ist kein positiver Termin“, stellte er am Anfang seiner Stellungnahme fest. Dabei weiß er wie kein anderer im Saal, was es heißt, auf die Pünktlichkeit der Bahn angewiesen zu sein. „Ich habe nie einen Führerschein gemacht“, sagte er. Täglich fährt er auf einer Bahnstrecke von Tübingen zu seinem Arbeitsplatz, die nicht weniger Probleme macht als die Remsbahn. „Die Qualitätsprobleme sind nur schwer zu ertragen“, stellte er fest. Mittlerweile müssen Bahnvertreter wöchentlich zum Rapport ins Ministerium, um die angefallenen Beanstandungen zu erklären.

„Kompromisse müssen hingenommen werden“

Derzeit sei die Situation so, dass man zum Beispiel kürzere Züge hinnehme, um Zugausfälle zu vermeiden. Kompromisse müssten hingenommen werden. Das Verkehrsministerium habe keine Möglichkeit, direkt in die Abläufe der Bahn einzugreifen. „Wenn Sie Ideen haben, wie wir Druck machen können, sagen Sie es uns“, forderte er die Anwesenden auf, die in ihren Wortbeiträgen dem Grünen-Verkehrsminister Fehler vorwarfen. Wie dies die Bürgermeister von Urbach und Plüderhausen taten.

Jörg Hetzinger und Andreas Schaffer betonten, dass sie Zweifel daran haben, dass 2019 der Wechsel zum Nachfolgerbetreiber der Bahn reibungslos funktionieren wird. Der FDP-Landtagsabgeordnete Jochen Haußmann glaubt nicht, dass die für die Zukunft kalkulierten Kapazitäten ausreichen werden. Außerdem kritisierte er, dass zu viele Steh- und zu wenig Sitzplätze in den neuen Wagen vorgesehen seien. Auch Landtagsabgeordneter Claus Paal (CDU) bat darum, „die Prognosen zu überprüfen. Wir haben ein massives Problem, wenn sich herausstellen sollte, dass falsch kalkuliert wurde.“ Notfalls müsse es im kommenden Jahr „Nachbestellungen geben“.

Pünktlichkeit mit 95 Prozent auf Vorjahresniveau

Karl-Eugen Stier und Cornell Gläser von der DB Region baten vor allem um eins – um Verständnis. Gläser sagt: „Wir müssen zur alten Qualität zurückfinden. Wir wollen das auch. Die Kunden sollen zufrieden sein.“ Seit dem Fahrplanwechsel im vergangenen Dezember, bei dem einiges schlecht gelaufen sei, habe sich die Situation „deutlich verbessert“. Die Pünktlichkeit bewege sich mit 95 Prozent wieder auf Vorjahresniveau. Man habe Doppelstockzüge „aus ganz Deutschland zugekauft“. Manchmal gehorchten die Waggons unterschiedlichen Computerprogrammen. Damit seien beispielsweise falsche Zugzielanzeigen zu erklären. Auch wenn beispielsweise „Görlitz“ angezeigt sei, wisse der Pendler, wo er ein- und wieder aussteigen müsse. Solche Fehler seien doch hinnehmbar. Hauptsache keine Verspätung oder gar Zugausfall.

Für die Bahn seien die hohen Krankenstände bei den Lokführern eine ständige Herausforderung. Die Bahn bilde zusätzlich Lokführer aus. Doch das dauere. Aus Hessen und Bayern seien zusätzliche „Fahrzeughelfer“ geholt worden, um die Züge bereits auf der Strecke in Schuss zu halten. Kollege Stier betonte, es seien „komplexe Themen, die nicht im Vorbeigehen zu lösen sind.“

Die Statistiken der Bahn fanden ihm Saal wenig Zuspruch. 95 Prozent Pünktlichkeit erschienen den Anwesenden, die selbst täglich auf der Remsbahn fahren, wenig realistisch. Zumal eine von der Stadt Schorndorf gemachte Befragung von Pendlern anderes ergeben hat. Von den 258 Befragten gaben fast alle an, bereits eine oder mehrere Verspätungen über zehn Minuten erlebt zu haben. Für den Sommer ist ein dritter Bahngipfel anberaumt worden. Bis dahin soll eine gemeinsame Datenbasis zum Sitzplatzangebot erarbeitet werden.