Recruiting Day für Ingenieure im Forum Ludwigsburg. Schlange vor der Karriereberatung. Foto: Uwe Roth

Recruiting Day: Ingenieure entspannt auf Jobsuche

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Bietigheimer Zeitung 04.04.2017

Die Jobbörse am Freitag im Forum Ludwigsburg hat es gezeigt: Ingenieure können ihre Karriere entspannt planen. Angebote sind genug da. Auch die Firma Valeo stellte sich dem Wettbewerb um gute Kandidaten.

Die Stellenangebote hängen aneinandergereiht, dicht an dicht über viele Meter an einer weißen Stellwand. Schon bei diesem Anblick ist klar: Ingenieure haben die Qual der Jobwahl. Mehrere solcher Jobboards, wie sie vom Veranstalter, dem Düsseldorfer VDI-Verlag, bezeichnet werden, stehen am Freitag verteilt im Foyer und im Bürgersaal des Forums Ludwigsburg. Und sie stoßen auf großes Interesse: 850 vorwiegend junge Menschen aus einem Umkreis von etwa 70 Kilometern haben sich zum ersten schwäbischen Recruiting Tag angemeldet.

Fotoaufnahmen für die Bewerbungsmappe. Recruiting Day für Ingenieure in Ludwigsburg. Foto: Uwe Roth
Fotoaufnahmen für die Bewerbungsmappe. Recruiting Day für Ingenieure in Ludwigsburg. Foto: Uwe Roth

Personalvertreter von 40 Unternehmen aus der Region haben sich zur Eröffnung um 11 Uhr mit ihren Messeständen, Kugelschreibern und Süßigkeiten in Stellung gebracht, bereit den Beweis anzutreten, dass ihr Arbeitgeber interessante Aufgaben anzubieten hat und die Konditionen stimmen. Insgesamt 20000 offene Stellen haben die 850 Besucher, die meistens um die 30 Jahre alt und schätzungsweise zu zwei Dritteln männlich sind, zur Auswahl. Die IT-Experten unter ihnen sind besonders begehrt. An jedem Stand ist zu hören, der Markt sei leergefegt.

Schick wie zum Vorstellungsgespräch

Jobs für Ingenieure beim Recruiting Day in Ludwigsburg. Foto: Uwe Roth
Jobs für Ingenieure beim Recruiting Day in Ludwigsburg. Foto: Uwe Roth

Berufsanfänger sind so gut wie keine vertreten, sagt eine Sprecherin des VDI-Verlags, der bundesweit solche Recruiting Tage veranstaltet. Hier geht es bereits darum, mit Berufserfahrung den weiteren Karriereweg zu gestalten und seine Qualifikationen möglichst überzeugend darzustellen und um durchaus wählerisch zu sein. Neben der Robert Bosch Starter Motors Generators GmbH ist das Bietigheim-Bissinger Unternehmen Valeo Schalter und Sensoren der einzige Aussteller aus dem Landkreis. Valeo sucht etwa 1000 Ingenieure, vor allem „wie verrückt“ Software-Entwickler, wie es ein Mitarbeiter ausdrückt. Zahlreiche Automobilzulieferer und Daimler selbst suchen an diesem Recruiting Tag solche Kandidaten. Firmen mit nicht ganz so bekannten Namen, wie das bei dem französischen Tochterunternehmen Valeo der Fall ist, müssen sich besonders anstrengen, um zwischen „den Promis“ auf sich aufmerksam zu machen.

Stand der Firma Valeo Bietigheim-Bissingen beim Recruiting Day für Ingenieure in Ludwigsburg. Foto: Uwe Roth
Stand der Firma Valeo Bietigheim-Bissingen beim Recruiting Day für Ingenieure in Ludwigsburg. Foto: Uwe Roth

Die meisten Besucher sind schick angezogen, als kämen sich tatsächlich zu einem Vorstellungsgespräch ins Forum. Aber „schick“ kennt viele Varianten, wie die Imageberaterin Renate Sperber weiß. Manches sei eben nur vermeintlich schick, sagt die Modefachfrau, die seit 20 Jahren vorgibt, was bei Vorstellungsgesprächen und am Arbeitsplatz als angemessen bekleidet gilt. Als erster Eindruck werde vom Gegenüber zu 55 Prozent die Optik und zu 38 Prozent die Stimme und Wortwahl wahrgenommen. Fachliches spiele mit sieben Prozent lediglich eine untergeordnete Rolle, berichtet sie in ihrem Vortrag vor jungem Publikum.

„Gehen Sie aufrecht und halten Sie den Blickkontakt“

Recruiting Day für Ingenieure im Forum Ludwigsburg. Schlange vor der Karriereberatung. Foto: Uwe Roth
Recruiting Day für Ingenieure im Forum Ludwigsburg. Schlange vor der Karriereberatung. Foto: Uwe Roth

Kleidung, Körpersprache, angenehme Stimme und eine gute Wortwahl können über Erfolg und Misserfolg wichtiger Verhandlungen entscheidend sein, ist sie überzeugt. Und überhaupt die Haltung: „Gehen Sie aufrecht und halten Sie den Blickkontakt“, lautet einer ihrer vielen Hinweise. Auch der Handschlag müsse geübt sein, nicht zu lasch und nicht zu kräftig. Es komme auf Kleinigkeiten an. Im Verlauf eines Gesprächs lasse bei vielen nach kurzer Zeit die anfängliche Disziplin nach, die Haltung auf dem Stuhl werde nachlässig und die Sprache flapsig. Andere wiederum säßen die ganze Zeit auf der Stuhlkante, als seien sie jederzeit bereit zu flüchten. Unsicherheit auszustrahlen ist für die Trainerin das vielleicht größte K.O.-Kriterium, wenn über die eigene Person geurteilt wird.

Und mit der Kleidung kann man einen falschen Eindruck machen. Bei Frauen werde eher auf das Schuhwerk geschaut. Bei Männern sei es der Anzug, nach dem sein Träger beurteilt werde. Auch wenn Sakko und Hose noch topp in Schuss seien, nach sieben Jahren wirke beides nur noch altmodisch. Die größte Kleidungssünde ist für Renate Sperber jedoch das kurzärmelige Hemd – in der verschärften Version mit goldenem Kettchen und Armband. „Ein absolutes No-Go.“