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SWP, Uwe Roth, 16.07.2019

In Schwieberdingen will Porsche Teile für den Taycan herstellen. Eine Initiative hat sich vergeblich gewehrt. Doch die Zeit drängt.

Begeisterung hört sich anders an: „Wir begrüßen den Ausgang des Bürgerentscheids. Er ist ein gutes Zeichen für die Entwicklung der Gemeinde und für die Industrie.“ So kommentierte ein Sprecher von Porsche das Votum der Bürger von Schwieberdingen (Landkreis Ludwigsburg), auf der eigenen Gemarkung ein 23 Hektar großes Gewerbegebiet zuzulassen. Die Frage, ob man im Unternehmen darüber erleichtert sei, dass eine Mehrheit der Bürger nichts gegen den Bau eines Porsche-Werks habe, lässt er unbeantwortet.

Im Bürgerentscheid war der Sportwagenhersteller zwar namentlich nicht erwähnt gewesen. Allgemein lautete die Frage, ob die Bürger „mit der interkommunalen Entwicklung des regionalen Gewerbeschwerpunkts“ einverstanden seien. Im Vorfeld stritten sich Gegner und Befürworter darüber, ob man neben dem Bosch-Konzern einen weiteren Industriebetrieb wie Porsche haben wolle. 57 Prozent sehen in der Ansiedelung mehr Vor- als Nachteile. Die Grünen im Gemeinderat gehören nicht zu dieser Gruppe. Sie sehen im Ergebnis einen Etappensieg der Befürworter. Schließlich müsse Bürgermeister Nico Lauxmann (CDU) etwa 100 Grundstückseigner, viele davon Landwirte, von einem Verkauf überzeugen.

Der Rathauschef sagte: „Wir haben jetzt die Chance, unsere Gemeinde wirtschaftlich weiterzuentwickeln.“ Thomas Kiwitt vom Verband Region Stuttgart (VRS) zeigt sich mit dem Ergebnis „sehr zufrieden“. Der leitende Regionalplaner ist erleichtert: In der Region, sagt er, herrsche zwar kein Mangel an Vorratsflächen für Gewerbeansiedlungen, doch selten gelinge es einer Kommune, potenzielle Grundstücke zur Baureife zu entwickeln.

Auf 15 des 23 Hektar großen Geländes hat der Sportwagenhersteller ein Auge geworfen. Wo heute Landwirtschaft betrieben wird, sollen in ein paar Jahren Teile für den Taycan hergestellt werden. Das erste E-Auto von Porsche soll im Herbst auf den Markt kommen. In Schwieberdingen kann mit dem Bau eines Werks aber erst in einigen Jahren begonnen werden.  Uwe Roth

SWP, Uwe Roth, 12.07.2019

Bürger entscheiden über Porsche-Fabrik

Gewerbegebiet Porsche will ein Werk in Schwieberdingen bauen. Nicht alle Einwohner sind davon begeistert.

Am Sonntag, 14. Juli, stimmen in Schwieberdingen (Landkreis Ludwigsburg) 9000 Bürger über ein Gewerbegebiet ab. Bürgermeister Nico Lauxmann (CDU) wirbt für einen positiven Ausgang des Bürgerentscheids. Eine Bürgerinitiative und der örtliche Landtagsabgeordnete der Grünen, Markus Rösler, halten dagegen. Sie führen vor allem drei Argumente ins Feld. 23 Hektar Ackerland werde geopfert, die Verkehrsbelastung dürfe nicht noch größer werden, und: Porsche ist als Hauptinteressent am Gewerbegebiet unerwünscht. Der Autobauer bringe der Gemeinde mehr Schaden als Nutzen.

Porsche-Stammsitz in Stuttgart-Zuffenhausen. Foto: Uwe Roth

Der Sportwagenhersteller hat vor, mehr als zwei Drittel der geplanten Gewerbefläche zu bebauen. In den Produktionshallen sollen Teile für den rein elektrisch fahrenden Porsche, den Taycan, gefertigt werden. Porsche-Vorstand Oliver Blume dürfte verstanden haben, dass die Ankündigung von 700 Arbeitsplätzen die Augen eines Bürgermeisters zum Leuchten bringt, doch nicht automatisch die der Bürger.

Sollte der Gewerbestandort abgelehnt werden, hätte der Konzern ein Problem. Denn im Regionalplan des Verbands Region Stuttgart sind kaum weitere Gewerbeschwerpunkte für größere Ansiedlungen vorhanden. Vertreter des Verbands und der Wirtschaftsförderung haben den Bürgermeister in den Informationsveranstaltungen für Bürger unterstützt.

Lauxman schwärmt von einem „Zentrum für E-Mobilität“. Monika Birkhold, Fraktionschefin der Grünen im Gemeinderat spricht laut Zeitungsbericht dagegen von „einem Schwieberdingen 21“ – in Anlehnung an das Bahn-Projekt. Dass Großunternehmen keine verlässlichen Steuerzahler seien, habe sich an der Robert Bosch GmbH gezeigt. Die ist bisher der größte Arbeitgeber am Ort.

Alle großen Fraktionen im Gemeinderat – außer den Grünen – empfehlen, mit Ja zu stimmen. Sollte eine Mehrheit dem folgen, sind die Pläne noch nicht in trockenen Tüchern. Die bis jetzt landwirtschaftlich genutzten Flächen gehören mehr als 100 Grundeigentümern. Einige Landwirte werden sich gegen den Verkauf stemmen. Uwe Roth