SWP Uwe Roth 05.09.2016
Der 50-Meter-Lauf der Möpse war am Sonntag das sportliche Großereignis in Wernau. 150 Hunde zeigten sechs Sekunden Höchstleistung – oder nicht.
Der Mops ist überall. Zwischen den vielen Zuschauern, auf dem Fußballrasen des Neckartalstadions in Wernau (Kreis Esslingen) und selbstverständlich dort, wo am Wettkampftag sein offizieller Platz ist: am Start zum 50-Meter-Lauf. Bereits zum fünften Mal richten Andreas Felkl und seine Frau Elisabeth Both das Mopsrennen aus. Längst kommen zusätzlich zu den Besitzern weitere Fans der drolligen Hunderasse, und das nicht nur aus nächster Umgebung. Um die 1000 Zuschauer sind es am Nachmittag.
Dass rennende Möpse ein gutes Bild abgeben, wissen TV-Sender, die ihre Fernsehkameras ins Rennen schicken. Mancher Leichtathletikveranstalter wäre glücklich über eine solche Medienresonanz. Wobei es kein Wettkampf im eigentlichen Sinn ist: Zwar wird die Zeit gestoppt, Urkunden und Pokale werden verteilt, aber die wenigsten Möpse sind von Herrchen oder Frauchen trainiert worden. Und Ehrgeiz wie beispielsweise ein Schäferhund hat ein Mops sowieso nicht. Er geht in erster Linie seinem Spieltrieb nach.
Stefan Heinle aus Großbettlingen ist mit seiner zweijährigen Amy da. Sie sticht mit ihren großen Ohren hervor. „Deswegen tut sie aber nicht besser hören“, sagt ihr Herrchen, ist von seiner Möpsin ansonsten aber begeistert: „Die ist richtig fit. Nach dem Mittagessen machen wir immer schöne große Runden.“ Trainingsplan? Fehlanzeige. Sebastian Kraizek aus Köngen sieht es ähnlich entspannt. Seine flotte Lotte läuft die 50 Meter in 6,06 Sekunden und gehört damit zu den besseren Läuferinnen. Er sagt: „Lotte spielt so gern, ist den ganzen Tag auf einem Reiterhof und deswegen immer in Bewegung.“
Es gibt aber auch die Ehrgeizigen. Nellie ist von ihrem Herrchen täglich für den Lauf trainiert worden, berichtet dessen Schwester Santina Infernante. Doch die durchtrainierte Nellie ist mit 6,91 Sekunden zur Enttäuschung ihres Besitzers eher langsam unterwegs. Santina vermutet, dass der Hund sich von den Zuschauern hat ablenken lassen. Robert und Constanze aus Weinstadt (Rems-Murr-Kreis) sind spontan und „zum Spaß“ mit ihrer vierjährigen Frieda nach Wernau gekommen. Und prompt kommt Frieda mit 5,97 Sekunden auf den zweiten Platz.
Voraussetzung für einen erfolgreichen Lauf ist es, dass das Tier ein Lieblingsspielzeug hat. Bei Frieda ist das „ein Quietscheviech“, wie ihr Herrchen sagt. Es kann aber auch ein Tennisball, ein Stock, ein Frisbee oder sogar ein Maiskolben sein. Wenn Herrchen oder Frauchen damit winkt und andeutet, dass es geworfen wird, gibt es für den Mops kein Halten mehr. Die kurzen Beine entwickeln ein erstaunliches Tempo. Meistens jedenfalls. Manche Exemplare lassen sich nicht stressen und machen nach dem Start, was sie für wichtiger erachten – zum Beispiel nach dem anderen Geschlecht Ausschau halten. Oder pinkeln. Möpse sind keine Langläufer, das gehört zum Allgemeinwissen. „Nach 50 Metern ist Schluss“, sagt Veranstalter Felkl. „Wir haben es schon mit 70 Metern probiert. Aber das hat nicht funktioniert, die Hunde bleiben dann einfach stehen.“ Mit der platten Nase, die das Atmen erschwert, habe das aber nichts zu tun, sagt der Mops- und Bulldoggen-Liebhaber. Und: Die alte Mopsform gebe es kaum noch. Bei neueren Züchtungen schaut die Nase schon wieder stupsnasig aus dem Gesicht.
Dass jede Hundeleistung, ob gering oder so richtig gut, zur Unterhaltung für das Publikum wird, ist dem Moderator zu verdanken: Chris Scarinci hat es drauf, für jeden Mops den passenden Spruch zu finden. „Ich bin bei der Telekom im Vertrieb und labere auch sonst viel“, verrät er.
Der Mops macht nicht nur sein Geschäft, er ist auch ein Geschäft: Hinter den Zuschauern haben Aussteller ihre Zelte platziert. Den Mops gibt es handgefertigt in Edelstahl für 77 Euro. Zwei Tierbestattungsunternehmen machen auf ihre Dienstleistung aufmerksam. Die Tierrettung Mittlerer Neckar sammelt Spenden. Zwei Tierrettungswagen stehen bereit. Und auch ein Therapeut: „Dein Tier hat ein Trauma aus der Vergangenheit, zeigt Verhaltensauffälligkeiten, Befindlichkeitsstörungen etc.? Du suchst nach einer Lösung? Wir bieten Dir mögliche Antworten!“ Manchmal hilft auch spezielles Futter: An einem Stand gibt es „hausgemachte Hundekekse für Allergiker“. Oder es verhelfen Mops-Klamotten zu mehr Selbstbewusstsein.
Ursprung Der Mops stammt vermutlich aus dem Kaiserreich China, wo er vor mehr als 2000 Jahren aus doggenähnlichen Hunden herausgezüchtet wurde. Er galt laut Wikipedia als Kaiserhund und es war ein Privileg der Kaiser, ihn besitzen und anfassen zu dürfen.
Bulldogge In Wernau waren auch Bulldoggen am Start. Sie sind dem Mops wesensgleich, sagt Veranstalter Andreas Felkl. Ihren schlechten Ruf hätten die Hunde ihrem Namen zu verdanken. Man unterscheidet britische und französische Bulldoggen. uro