Mietspiegel Ludwigsburg:

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Bietigheimer Zeitung Uwe Roth 07.07.2017

Mietspiegel Mit einem Plus von 4,5 Prozent sind die Mieten in Ludwigsburg in zwei Jahren doppelt so schnell gestiegen wie der allgemeine Verbraucherindex.


Die Gemeinderäte sind hin- und hergerissen. „Hohe Mieten zeigen auch etwas Gutes“, sagte CDU-Rat Claus-Dieter Meyer am Mittwoch bei der Vorstellung des neuen Mietspiegels für Ludwigsburg im Sozialausschuss. „Ludwigsburg ist eine hoch attraktive Stadt“, stellte er zufrieden fest. Vertreter anderer Fraktionen werteten das große Interesse Auswärtiger, Ludwigsburg zum Wohnort machen zu wollen, ebenfalls als Bestätigung einer erfolgreichen Kommunalpolitik. Gleichzeitig bemängelten sie, dass in der Vergangenheit die städtische Wohnungspolitik zu kurz gekommen sei. „Es fehlt an Wohnraum für alle“, sagte der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried.

Jährlich Bedarf an 500 neuen Wohnungen

Seine Betonung lag auf „alle“, denn sowohl Geringverdiener, Menschen mit mittleren oder auch sehr hohen Einkommen seien in der Stadt meistens vergeblich auf Wohnungssuche. Um den Mangel auszugleichen, müssten jährlich 500 Wohnungen gebaut werden, so Seigfried, 100 davon mit sozial verträglichen Mieten – und das über die kommenden zehn Jahre. „Ohne damit aber einen Überhang zu schaffen“, sagte er mit Verweis auf das anhaltende Bevölkerungswachstum. Ludwigsburg ist seit 2010 um mehr als 7000 Einwohner gewachsen. Schwierig sei es zudem, Anforderungen ans Stadtklima mit der Nachfrage nach Wohnraum in Einklang zu bringen.

Im Grunde dürfe kein Baum und keine Grünfläche aufgegeben werden, sagte Seigfried. Seine Hoffnung besteht darin, dass es baurechtlich einfacher werden könnte, die bestehende Bebauung zu verdichten, beispielsweise Gebäude aufzustocken und Dachstöcke auszubauen. Bei einem Durchschnittsmietpreis von 8,74 Euro für den Quadratmeter mit Köln und Düsseldorf verglichen zu werden, sehen auch nicht alle Gemeinderäte für Ludwigsburg als Imagefördernd an. In der Bundesstatistik liegt die Stadt sogar vor Hamburg. „Ein Vermieter kann hier anscheinend alles verlangen“, sagte die Grünenfraktionschefin Elfriede Steinwand. Im Stuttgarter Stadtgebiet – zum Vergleich – beträgt die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter 9,76 Euro.

Mietspiegel: 15 Euro qm für kleine Wohnungen im Neubau

In Ludwigsburg lag diese im Jahr 2015 noch bei 8,36 Euro. Der Steigerung um rund 4,5 Prozent zum aktuellen Stand steht der Verbraucherindex von 2,3 Prozent im selben Zeitraum gegenüber. Besonders viel zahlen Mieter kleinerer Appartements in Neubauten. Hier weist der Mietspiegel 2017, der im August in Kraft tritt und bis Ende Juli 2019 gültig ist, eine Nettomiete von mehr als 15 Euro pro Quadratmeter aus. In einem Altbau sind es hingegen 11 Euro.

Bei großen Wohnungen ist der Quadratmeterpreis um etwa ein Drittel günstiger. So kostet eine 100-Quadratmeter-Wohnung im Neubau 1045 Euro kalt (10,45 Euro/Quadratmeter). Laut Mietspiegeltabelle liegt in Ludwigsburg kein Quadratmeter zum Anmieten unter 7,45 Euro. In diesem Preissegment gibt es eine bis zu 150 Quadratmeter große Altbauwohnung (bis Baujahr 1974).

Insbesondere Oliver Kube (ÖkoLinX) bedauerte es, dass die Gemeinderäte den Mietspiegel per Handzeichen lediglich zur Kenntnis nehmen konnten, ohne gleichzeitig damit ein aktives kommunalpolitisches Instrument in die Hände zu bekommen. Kube blieb deswegen der Abstimmung fern. Die übrigen Ratsmitglieder stimmten zu.

Siehe auch:

http://journalistroth.eu/kuendigung-eigenbedarf-mit-tricks-zu-hoeheren-mieten/

http://journalistroth.eu/mietspiegel-stuttgart-mieten-ziehen-um-sechs-prozent-an/

http://journalistroth.eu/eigenbedarf-muss-nachgewiesen-werden/

http://journalistroth.eu/nahverkehr-wohnen-im-stuttgarter-speckguertel-wird-teurer/

http://journalistroth.eu/kuhn-lenkt-von-defiziten-ab/