Bietigheimer Zeitung Uwe Roth 14.08.2017
Luft in Ludwigsburg und im Landkreis ist besser geworden. Das zumindest legen ältere Statistiken und die aktuell verwerteten Messdaten nahe. Dennoch könnten in Ludwigsburg Dieselfahrverbote drohen. Von Uwe Roth
Alle zwei Jahre wird die Luftqualität im Landkreis aufwendig berechnet. Die Ergebnisse werden im Luftschadstoff-Emissionskataster des Landes veröffentlicht. Eine stationäre Messstation, die umfassend Schadstoffkonzentrationen aufzeichnet, steht im Landkreis lediglich in Ludwigsburg an der Friedrichstraße. Dazu kommen sogenannte Passivsammler ausschließlich für Stickstoffdioxide, die ohne jegliche Technik an Laternenmasten angebracht sind und aussehen wie gebogene kleine Abflussrohre.
Daraus können aber nur Jahresdurchschnittsmengen errechnet werden. Solche Passivmessungen werden im Landkreis in Bietigheim-Bissingen (Stuttgarter Straße), in Markgröningen (in der Grabenstraße), in Freiberg (Benninger Straße), Pleidelsheim (Beihinger Straße) und an zwei Stellen im Remseck gemacht.
4322 Tonnen NOx im Landkreis Ludwigsburg
Um aber flächendeckend repräsentative Werte zu bekommen, werden die Emissionen nach der Fahrzeugmenge sowie nach Angaben der Industrie- oder auch Landwirtschaftsbetriebe statistisch errechnet. Demnach ist die Bilanz bei den Angaben zur Stickoxidkonzentration (NOx) und Feinstaubmengen (PM10), die für die Luftreinhaltung im besonderen Fokus stehen, in der Gesamtbetrachtung durchaus positiv: Im Jahr 2010 lag die NOx-Menge für den Landkreis bei 4322 Tonnen; etwa die Hälfte war dem Verkehr zugerechnet worden.
Zwei Jahre später ist die Jahresmenge um rund 30 Tonnen gesunken; die NOx-Menge aus den Fahrzeugen ist 2012 allerdings von 1171 auf 2257 Tonnen angestiegen. Der neueste Bericht der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) in Karlsruhe für das Jahr 2014 wurde vor wenigen Wochen veröffentlicht. Demnach ist die NOx-Belastung im Landkreis nicht nur insgesamt um 400 Tonnen, sondern auch durch den Verkehr (jetzt 2148 Tonnen) zurückgegangen. Die Feinstaubbelastung ist nach den LUBW-Daten kontinuierlich gesunken: Sie lag 2010 bei 549 Tonnen (260 Tonnen Verkehr) und 2012 bei 542 Tonnen (232 Tonnen Verkehrsanteil). Im Jahr 2014 sind es insgesamt noch 500 Tonnen gewesen, 220 davon vom Verkehr.
Feinstaubbelastung zurückgegangen
In Ludwigsburg hat der Rückgang der Feinstaubbelastung dazu geführt, dass die Zahl der Tage, an denen der Grenzwert überschritten wurde, unter dem Limit von 35 Tagen im Jahr geblieben ist. Die Vorgaben kommen von der Europäischen Union. Im Jahr 2006 war an 82 Tagen der Grenzwert überschritten worden, 2009 an 63 Tagen. Nach Angaben des Ersten Bürgermeisters Konrad Seigfried ist die geringere Belastung in erster Linie auf eine bessere Motorentechnik zurückzuführen. Versuche, wie den Feinstaub von der Straße zu kehren, hätten nichts gebracht. Sorge bereitet ihm die NOx-Konzentration „trotz erkennbarem Rückgang“. Nach der jüngsten Statistik ist sie zwischen zwischen 2014 und 2015 um knapp fünf Prozent zurückgegangen. Obwohl, aktuell sieht es für 2017 nicht schlecht aus. Bislang ist der Grenzwert an keinem Tag überschritten worden, 18 sind fürs gesamte Jahr zulässig.
Trotz des Trends hält Seigfried wegen des Stuttgarter Diesel-Urteils Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge in der Umweltzone von Ludwigsburg nicht für ausgeschlossen. Seit dem Richterspruch habe es diesbezüglich noch keine Gespräche mit dem Regierungspräsidium gegeben. „Doch Fahrverbote bleiben eine mögliche Handlungsoption“, so der Bürgermeister. Oberbürgermeister Werner Spec hat auf diese Möglichkeit in der Diskussion um den Nahverkehrsplan hingewiesen, auch um etwas Druck aufzubauen, sich für die Einführung von elektrisch fahrenden Verkehrssysteme zu entscheiden, wie Seigfried sagt.
Siehe auch:
VRS gegen Fahrverbote bei Feinstaubalarm
Luftreinhalteplan Stuttgart in der Diskussion
DUH: Fahrverbot für alle Dieselautos in Stuttgart
Stuttgart soll Moos-Stadt werden