SWP, Uwe Roth, 02.07.2019
Der unerfahrene Matthias Knecht setzt sich gegen den Amtsinhaber in Ludwigsburg durch. Das hat mehrere Gründe.
So viel herzlichen und lange anhaltenden Applaus hat der Ludwigsburger Oberbürgermeister lange nicht mehr erhalten. Die freundliche Geste zahlreicher Bürger, Gemeinderäte und Rathausmitarbeiter war für Werner Spec am Sonntagabend im großen Sitzungssaal der Höhepunkt einer persönlichen Katastrophe: Sein 18 Jahre jüngerer Herausforderer und Neuling in der Kommunalpolitik Matthias Knecht hat ihn gleich im ersten Wahlgang mit 58,5 Prozent aus dem Amt gekickt. Der 61-jährige Spec hatte mit einer langen Liste persönlicher Erfolgsgeschichten aus seiner langjährigen Amtszeit punkten wollen. Doch nur knapp 30 Prozent der Wähler dankten ihm mit ihrer Wählerstimme seinen Einsatz für die Stadt.
Seit seinem Amtsantritt 2003 hat sich die Barockstadt von 87 000 um etwa 7000 Einwohner vergrößert. Er war in seinem Wahlkampf nicht müde geworden zu betonen, dass er 12 000 Arbeitsplätze, unter anderem von Bosch und Porsche, nach Ludwigsburg geholt habe. Für die Meinung der Wähler spielten solche harten Fakten scheinbar keine Rolle.
Es dominierte der weiche Faktor soziale Kompetenz, für die der OB zum Ende seiner zweiten Amtszeit aus dem Gemeinderat die Note mangelhaft erhielt. Der freundliche Beifall galt vor allem seiner fachlichen Leistung und einer gewissen Demut, mit der sich Spec am Ende des Abends für „16 glückliche Jahre“ bedankte. Er zeigte am Tiefpunkt seiner Karriere Freundlichkeit, die viele im Rathaus und in den Ratssitzungen lange vermisst hatten.
Das offensichtliche Desinteresse an seiner Wiederwahl zeigte sich ebenso an der Wahlbeteiligung von knapp 37 Prozent. Der Wahlkampf war so munter verlaufen wie selten in einer Stadt dieser Größenordnung. Allgemein hatte man mit mindestens 50 Prozent gerechnet. Sowohl CDU als auch SPD und Grüne haben den Herausforderer Knecht aktiv im Wahlkampf unterstützt. Gemeinderäte aus dieser großen Koalition standen mit dem 43-jährigen Juristen am Infostand oder begleiteten ihn zu Bürgergesprächen in den Stadtteilen.
Wahlsieger Knecht wird sein Amt am 1. September antreten. Wahlverlierer Spec erklärte am Wahlabend, er sei offen für neue berufliche Herausforderungen, wo seine Arbeit letztlich „auch geschätzt und anerkannt“ werde. Uwe Roth