Der Ludwigsburg Marktplatz im Barockstil ist ein Kleinod. Viele Schlossbesucher verpassen es aber. Foto: Uwe Roth

Ludwigsburg setzt touristisch auf soziale Medien

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Bietigheimer Zeitung, Uwe Roth, 05.02.2019

Nach knapp einjähriger Vorbereitungszeit hat die Stadt Ludwigsburg nun ihr Tourismuskonzept vorgestellt. Autor ist Elmar Kunz, der stellvertretende Geschäftsführer des städtischen Eigenbetriebs Tourismus & Events Ludwigsburg. Der studierte Tourismus-Manager beschreibt auf annähernd 300 Seiten, welche Schritte die Stadt unternehmen sollte, um unter anderem das Reiseziel Ludwigsburg in der Welt besser bekannt zu machen.

Im besten Fall könnten asiatische Touristen regelmäßig ihren Reiseweg in die Barockstadt finden. Chinesen kommen mit einer besonders gut gefüllten Reisekasse. Sie geben mehrere hundert Euro für ihren persönlichen Bedarf aus – und das täglich. Davon profitiert zum Beispiel die „Outletcity“ Metzingen (Landkreis Reutlingen), mit der die Tourismus-Manager kooperieren wollen. Das Mercedes-Benz-Museum könnte ein weiterer Werbehotspot sein.

Zwischenstopp in Ludwigsburg

Chinesische Reiseveranstalter sollen dazu bewegt werden, auf dem Weg von dort in Ludwigsburg einen Zwischenstopp einzulegen. Die Stadt hat allerdings das Problem, wenige Sehenswürdigkeiten zu haben, die ganzjährig zu besuchen sind. Eigentlich sind es nur das Schloss und das Blühende Barock. Mit etwas Abstand kann der Marktplatz zu den touristischen Höhepunkten hinzugezählt werden. Als weitere überregionale Attraktionen zählt Kunz den Weihnachtsmarkt auf und die Venezianische Messe, die jedes zweites Jahr stattfindet. Insofern liegt der Schwerpunkt der Tourismuskonzeption niederschwellig auf Tagesgästen, die aus dem fernen und näheren Umland kommen. Laut einer Erhebung aus dem Jahr 2017 haben Übernachtungs- und Tagesgäste 370 Millionen Euro in die Stadt gebracht.

„Da gibt es noch Luft nach oben“, stellt Kunz fest. Um die zu füllen, müssten aus seiner Sicht noch Übernachtungskapazitäten geschaffen werden. Als Zielmarke nennt er knapp 800 Betten (etwa 395 Hotelzimmer) bis zum Jahr 2030. Ein Drittel sollte einen Vier-Sterne-Standard haben. Sie wären ein Anreiz, mehr Tagungen und Kongresse sowie Ausstellungen in die Stadt mit ihren verschieden großen Veranstaltungsorten zu bekommen. Bislang gelte Ludwigsburg in der Tagungsszene eher als „ein hidden Champion“ („heimlicher Gewinner“), wie es im Konzept dargestellt wird. Zum Konzept gehören auch Visionen: So könnte der Stadtteil Hoheneck am Neckar als Kurort wiederbelebt werden. Nach seinen Vorstellungen könnte neben dem Heilbad, das in den nächsten Jahren wahrscheinlich durch einen Neubau ersetzt wird, ein Wellnesshotel gebaut werden.

Auch ansonsten steht der Neckar im Fokus der Tourismus-Manager. Weil die touristischen Gegebenheiten in der Innenstadt so sind, wie sie sind, ziehen sie die Uferlandschaft und die Steillagen entlang des Flusses in ihre Betrachtungen mit ein. Die Zugwiesen gelten bereits als ein erfolgreiches Naherholungsgebiet, in dem vor allem Radfahrer während ihrer Tour auf dem Landesradfernweg Halt machen. Die gegenüberliegenden Weinberge werden derzeit als weiteres Ausflugsziel entdeckt. Alles zusammen könnte eine stadtnahe Destination für Outdoor- und Weinkulturerlebnisse werden. Darüber ließen sich die Weine der Steillagen besser vermarkten. Das Tourismuskonzept sieht keine klassischen Werbekampagnen vor. Das ließe das Budget nicht zu, wie Kunz betont. Stattdessen setzt er auf „die Selbstinszenierung der Touristen“, die alles Besondere mit ihren Smartphones festhielten und in den Sozialen Medien teilten – weltweit.

Touristen als Werbeträger

So würden diese selbst zu einem Werbeträger, der authentisch sei und wenig koste. Ihnen müssten jedoch laufend attraktive Fotomotive angeboten werden. Bei der Lichtgestalt „Dundu“ („Dundu steht für „du und du“), eine überdimensionale Marionette aus leuchtenden Elementen mit einer Höhe von fünf Metern, habe virales Marketing bereits gut funktioniert.

Das leuchtende Kunstprojekt vom Stuttgarter Tobias Husemann war am 6. Dezember auf dem Weihnachtsmarkt die Attraktion, tausendfach fotografiert, online geteilt und geliked. „In den Sozialen Medien ging die Post ab“, berichtet Kunz. Für ihn ist die Richtung klar: „Wir müssen weg vom Prospektles-Drucker hin zum Themen- und Contentmanager.“