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Bietigheimer Zeitung Uwe Roth 10.04.2017

Ludwigsburgs Oberbürgermeister Werner Spec hat bei einer Informationsveranstaltung am Freitag überraschend angekündigt, dass nun doch ein Förderantrag gestellt werden soll.

Die Stadtbahn bekommt in Ludwigsburg wohl doch eine Chance. Oberbürgermeister Werner Spec machte diese überraschende Ankündigung am Freitag bei einer Informationsveranstaltung. Der Fördermittelantrag werde bald gestellt.

Fragen der Ludwigsburger Bürger zum Nahverkehrskonzept kommen an die Pinnwand. Foto: Uwe Roth

Fragen der Ludwigsburger Bürger zum Nahverkehrskonzept kommen an die Pinnwand. Foto: Uwe Roth

Zum zweiten Mal hatte die Stadtverwaltung die Bürger eingeladen, sich über den Stand ihrer Pläne für ein neues Nahverkehrskonzept zu informieren. Geschätzte 200 Interessierte waren in die MHP-Arena am Bahnhof gekommen. Dort erlebten sie ein Paradebeispiel dafür, wie man sprichwörtlich ein Pferd von hinten aufzäumt: 1,5 Stunden ließen der Ludwigsburger Rathauschef und sein Baubürgermeister Michael Ilk so gut wie kein gutes Haar an der Stadtbahn – egal ob Hoch- oder Niederflurtechnik. Stadtbahnen brächten Lärm in die Stadt, für den Bau der Gleisanlagen müssten Alleen geopfert werden, die schwierige Verkehrslage sei für die Stadtbahnfahrer ein besonderer Stress, und die Schienen stellten eine Gefahr für Radfahrer da.

Gespräch im Verkehrsministerium

Die Idee, die Bahnlinie von Markgröningen in die Barockstadt sowie die Schusterbahn nach Esslingen für den Personenverkehr zu reaktivieren und mit Schnellbuslinien zu kombinieren, verkauften die beiden Verwaltungschefs ihren Zuhörern hingegen als der Weisheit letzter Schluss. Und plötzlich, als alle dachten, die Veranstaltung gehe ihrem Ende entgegen, verkündete Werner Spec, es sei dennoch geplant, für die Stadtbahn demnächst beim Bund einen Fördermittelantrag zu stellen. Zögerlich berichtete Spec von „einem Kompromiss“, den man am Donnerstag in Stuttgart in einem Spitzengespräch im Verkehrsministerium gefunden habe. Daran beteiligt waren neben Ministerialdirektor Uwe Lahl und den Ludwigsburgern, die Rathauschefs aus Kornwestheim, Remseck, Markgröningen sowie Möglingen.

Ludwigsburg Oberbürgermeister Werner Spec und Baubürgermeister Michael Ilk in der ersten Reihe in der MHP-Arena. Foto: Uwe Roth

Ludwigsburg Oberbürgermeister Werner Spec und Baubürgermeister Michael Ilk in der ersten Reihe in der MHP-Arena. Foto: Uwe Roth

Diese müssen wohl mehrheitlich der Meinung gewesen sein, die Stadtbahn-Idee für den Landkreis Ludwigsburg nicht ohne Not zu beerdigen. Der Vertreter des Verkehrsministeriums konnte vor allem das gewichtige Argument der Finanzierung in die Waagschale legen. Da die Investition zur Anschaffung der von Spec bevorzugten Schnellbusse (BRT: Bus Transit Rapid) unter 50 Millionen Euro liegt, ist für die Gewährung der Zuschüsse das Land zuständig. Die Kosten für die Stadtbahn werden wiederum auf mindestens 150 Millionen Euro geschätzt werden, so dass das Bundesverkehrsministerium der zuständige Geldgeber ist.

Stadtbahn zu einem späteren Zeitpunkt

Der Kompromiss: Die Stadt Ludwigsburg kann die Förderung vom Land erhalten und damit zeitnah mit der Reaktivierung der Bahnstrecke und der Anschaffung von BRT-Bussen beginnen, wenn sie gleichzeitig mit dem Landkreis den Förderantrag beim Bund stellt. Der Bau der Stadtbahn bliebe dann eine Option für die Zukunft. Mit dieser Doppelstrategie könne man das Eine tun und müsse das Andere nicht lassen, lobte OB Spec das Ergebnis aus dem Gespräch im Ministerium. Vorstellbar sei, dass für Schnellbusse eingerichtete Trassen zu einem späteren Zeitpunkt mit Schienen für eine Stadtbahnlinie belegt werden und die Busse woanders fahren.

Expertenrunde der Stadtverwaltung Ludwigsburg zum Nahverkehrskonzept auf dem Podium der Bürgerinformationsveranstaltung. Foto: Uwe Roth

Expertenrunde der Stadtverwaltung Ludwigsburg zum Nahverkehrskonzept auf dem Podium der Bürgerinformationsveranstaltung. Foto: Uwe Roth

Beim Gemeinderat habe er bereits vorgefühlt, berichtete Spec. Dort sei er auf eine durchaus positive Resonanz gestoßen. Nun ist Beeilung angesagt, denn der Antrag beim Bund muss noch im Mai gestellt werden. Nach den Worten des Oberbürgermeisters müsse im Antrag allerdings stehen, ob es die Hoch- oder Niederflurtechnik ist, für die die Bundesmittel fließen sollen. Nach Spec kommt die Hochflurbahn, also die Stuttgarter Stadtbahn, aus optischen Gründen keinesfalls in Frage. Dafür werde es keine Mehrheiten im Ludwigsburg Gemeinderat geben. Bleibt die Niederflurtechnik. Zumindest bei Landrat Rainer Haas, der den Schnellbus als Verkehrsmittel ablehnt und die Stuttgarter Stadtbahn befürwortet, spüre er für die Niederflurlösung „eine zunehmend große Offenheit“.

OB Spec selbst hatte noch während der Veranstaltung der Niederflurbahn wegen der hohen Kosten im Vergleich zur Stadtbahn eher schlechte Karten eingeräumt.