Ludwigsburg: „Abgefahren – nachhaltig unterwegs“

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Bietigheimer Zeitung, Uwe Roth, 29.04.2019

Das Interesse der Passanten an Zweirädern war am Samstagvormittag in Ludwigsburg definitiv größer als das an Vierrädern. Die zum Mobilitätstag entlang der Mathildenstraße präsentierten Elektroautos verschiedener Händler fanden allenfalls mäßiges Interesse.

Vor den Zweirädern und an den Infoständen herrschte auf dem Rathaushof dagegen großes Gedränge – trotz des zeitweiligen Nieselregens. Dass in den vergangenen Jahren nicht wenige Ludwigsburger das Fahrrad für sich als Verkehrsmittel entdeckt haben, spiegelte sich an der Radbörse des ADFC wider. Zum Verkaufsstart warteten über 200 gebrauchte Räder, darunter welche mit Elektromotor, und Anhänger auf einen neuen Besitzer.

Der Andrang war so groß, dass die Verkaufsobjekte im Trubel beinahe untergingen und die ADFC-Mitglieder mit dem Kassieren kaum nachkamen. Zehn Prozent des Erlöses kommt in die Vereinskasse. Wer sein Gebrauchtrad nicht loswurde, konnte es dem Projekt „Rat und Tat“ des Diakonieverbands spenden.

Die Veranstaltung „Abgefahren – nachhaltig unterwegs“ war eine Premiere in der Stadt. 2018 hieß sie noch „eMotionen“. Trotz des kleinen „e“ (für Elektro) hatten Verbrennungsmotoren die Freiluftpräsentation dominiert. Bürgermeister Michael Ilk begründete die Verbannung der Autoklassiker so: „Für eine nachhaltige Stadt wie Ludwigsburg fanden wir das bisherige Konzept mit einer Automobil- und Oldtimerschau nicht mehr ganz passend. Wir wollten uns auf ein klares Kernthema konzentrieren.“ Dieses liege nunmehr „in der umweltfreundlichen, möglichst emissionsfreien Mobilität“.

Demo-Bus aus Berlin

Zu einem in Ludwigsburg heiß diskutierten Thema gehören Elektrobusse. Die Ludwigsburger Verkehrslinien (LVL) hatten für den Mobilitätstag einen der wenigen über Batterie betriebenen Exemplare von Mercedes-Benz organisiert, die seit Anfang des Jahres auf den Straßen unterwegs sind. Der eCitaro hat 85 Sitz- und Stehplätze und gehört eigentlich den Berliner Verkehrsbetrieben, wie an der Firmenfarbe Gelb zu erkennen ist.

Zum Zweck der Demonstration ist der Bus deutschlandweit im Einsatz. „Das Fahrzeug hat eine Reichweite von 150 bis 200 Kilometer“, erläutert Michael Graff, der für den Landkreis zuständige Vertriebsmitarbeiter von Mercedes-Benz. Zehn Batteriemodule treiben die beiden Elektromotoren mit jeweils 125 Kilowatt Leistung an. Jedes Modul wiege 230 Kilogramm, so Graff. Die nächste Generation gehe 2022 an den Start. Diese benötige lediglich drei Module.

Die gegenteilige Dimension in der Elektromobilität bot in der Nachbarschaft des schwergewichtigen eCitaro Alexander Heinzelmann aus Pleidelsheim mit seinen kaum elf Kilogramm schweren Elektrotretrollern. Das Interesse an seinem eher unauffälligen Stand war groß. Die Berichterstattung über eine mögliche Straßenzulassung der kleinen Flitzer durch den Bundesrat im Mai hat die Gemüter der Bürger erhitzt, wie auch Heinzelmann zu hören bekam.

Wie gefährlich das Fahren auf einem Escooter ist, probierten die Besucher mit einer Testfahrt über den Rathaushof aus. Die Beschleunigung ist enorm. „Der Roller ist erstaunlich einfach zu beherrschen“, stellte ein Tester fest. „Im Gedränge muss man aber hoch konzentriert sein, andernfalls ist schnell was passiert.“