Landkreis Ludwigsburg: Nitrate grenzwertig

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Bietigheimer Zeitung Uwe Roth 14.06.2017

Die Belastung der Böden ist in der Tendenz leicht rückläufig. Die Werte seien vergleichsweise hoch, aber unbedenklich, sagt das Landratsamt. Von Uwe Roth


Nach einer Grafik der Landkreisverwaltung Ludwigsburg waren die Messergebnisse der Nitratwerte in den vergangenen zehn Jahren weit vom Grenzwert 50 Milligramm pro Liter (mg/l) entfernt. Ein Warnwert ist bei 37,5 mg/l festgelegt worden. Zwischen 1999 und 2002 pendelten die Messergebnisse um diesen kritischen Bereich herum. Zum Vergleich: Der landesweite Durchschnitt lag damals bei 25 mg/l. Heute ist er bei 23 und im Landkreis Ludwigsburg bei 31 mg/l.

„Der Trend der Bodennitratgehalte ist für Ludwigsburg leicht rückläufig“

„Der Trend der Bodennitratgehalte ist für Ludwigsburg leicht rückläufig“, kommentiert die Kreisbehörde die Zahlenreihe auf Anfrage. Aber er gehöre zu „den regionalen Belastungsschwerpunkten im Land“. Jedes Jahr im Herbst lässt sie an 600 Standorten in Wasserschutzgebieten Proben ziehen. 6000 der insgesamt 34 000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzflächen liegen in einem Wasserschutzgebiet. Die Messungen dienen ebenso zur Kontrolle der Landwirte, ob sie entsprechende Vorgaben einhalten.

Im Regierungsbezirk ist der Landkreis zusammen mit der Stadt Heilbronn (39,3 mg/l) Spitzenreiter. Mit 16,6 und 22,6 mg/l liegen die Nachbarkreise Rems-Murr und Böblingen weit darunter. Vom Umweltamt der Kreisverwaltung wird der hohe Wert so erläutert: Der Landkreis sei eine „überwiegend von Lößlehmüberdeckungen und Keuperschichten“ geprägte Landschaft, „die durch die tief in den Muschelkalk eingeschnittenen Täler des Neckars, der Murr und der Enz mit seinen südlichen Nebenzuläufen zerschnitten wird“.

Nitrat hält sich lange im Boden

Das Nitrat halte sich hier lange im Boden und gelange erst nach und nach ins Grundwasser. Ein solcher Vorgang könne sich – regional bedingt – über viele Jahre hinziehen. Da das Grundwasser nicht tief liege, könnten sich zudem klimatische Ereignisse, sehr milde oder feuchte Winterhalbjahre „deutlich schneller auswirken“. Alles in allem gibt das Umweltamt aber Entwarnung: In den vergangenen Jahren habe es „keine außergewöhnlichen Probleme“ gegeben.

Dennoch: Die jüngste Nachricht des Umweltbundesamts hat die Verbraucher aufgeschreckt: In Deutschlands Grundwasser fließt zu viel Nitrat, lautete die Kernaussage mit dem Hinweis, das wertvolle Lebensmittel könne wegen hoher Aufbereitungskosten teurer werden. Wasserversorger nutzten die Alarmmeldung für eigene Ankündigungen, Wasser von solchen Düngemittelresten zu reinigen, könne den Verbrauchspreis um bis zu 45 Prozent nach oben treiben.

Keine pauschalen Aussagen

Die Warnung des Umweltbundesamts fand landesweit Beachtung. Bei näherer Betrachtung lässt die Meldung solche pauschalen Aussagen allerdings nicht zu. Das Umweltbundesamt hatte eine Studie anfertigen lassen, nach der Modellregionen mit intensiver Viehwirtschaft auf Nitratgehalte untersucht wurden. Schwerpunkte waren Oldenburg, Ostfriesland und Teile von Nordrhein-Westfalen. Ausdrücklich wies das Umweltbundesamt darauf hin, dass das Trinkwasser, so wie es beim Verbraucher ankommt, unbedenklich ist.

Das heißt nicht, dass Nitrat für die Versorger unproblematisch ist. Bereits Ende der 1980er Jahre begann in Baden-Württemberg der Kampf gegen den Dünger, der bei hoher Konzentration ins Grundwasser und so ins Trinkwasser geraten kann. Mediziner warnen vor gesundheitlichen Schäden: Nitrat wandelt sich unter bestimmten Umständen während der Verdauung zuerst in Nitrit und zusammen mit Eiweißresten aus der Nahrung in Nitrosamine um, die insbesondere für Säuglinge als krebsverdächtig gelten. Landwirte erhielten aufgrund solcher Erkenntnisse Auflagen, wo und wie viel sie düngen dürfen. Sie haben deswegen geringere Erträge. Einen finanziellen Ausgleich gibt es seither über den sogenannten Wasserpfennig, den Verbraucher mit der Gebühr entrichten.