DEMO Uwe Roth 27.04.2017
Ein DSL-Anschluss mit 50 MBit/s ist im Schwäbischen Wald eine Rarität. Die meisten Haushalte dort müssen sich mit 16 MBit/s begnügen und dem Traum von einem schnellen Internetanschluss. Im 40 Kilometer entfernten Stuttgart und den umliegenden Städten träumt man dagegen bereits vom autonomen Fahren und dem dafür notwendigen 5G-Standard. Damit die Region nicht abgehängt wird, soll nun auch in der Region um Stuttgart das Breitbandnetz ausgebaut werden.
Die Landeshauptstadt und die fünf umliegenden Landkreise – neben dem Rems-Murr-Kreis sind das Böblingen, Esslingen, Göppingen und Ludwigsburg – haben den „Verband Region Stuttgart“ (VRS) mit den Breitband-Planungen beauftragt. Politische Entscheidungen trifft die Regionalversammlung mit ihren direkt gewählten Mitgliedern. Diese haben beschlossen, den Ausbau des Backbone-Netzes nicht allein den auf Rendite ausgerichteten privaten Anbietern zu überlassen, sondern selbst voranzutreiben. Ein sogenanntes Backbone-Netz ist der verbindende Kernbereich eines Telekommunikationsnetzes. Ziel ist es, dass alle 179 Städte und Gemeinden des Verbandes einen Anschluss ans schnelle Internet erhalten, sofern sie ihn nicht bereits haben. Auf ihrer Gemarkung allerdings müssen die Kommunen selbst für den Ausbau sorgen.
„Es gibt kein flächendeckendes, allgemein zugängliches und geschlossenes Backbone-Netz in der Region“, begründet Regionaldirektorin Nicola Schelling den Schritt zur Eigeninitiative und erläutert die aktuelle Situation: „Es gibt zahlreiche Glasfaserleitungen, unklar ist jedoch, wo diese liegen, wer der Eigentümer oder Betreiber ist und vor allem, ob und wie lange diese Leitungen auch andere nutzen dürfen.“
Um über den Ausbau selbst Regie führen zu können, ist angedacht, eine Anstalt des öffentlichen Rechts zu gründen. Vom Land erhoffen sich der VRS und die Landkreise Zuschüsse. 400.000 Euro Förderung sind vom Land bereits geflossen. Die noch zu gründende Gesellschaft wäre für den Bau, Besitz und die Instandhaltung des Netzes verantwortlich. Sie verpachtet das Netz aus rechtlichen Gründen an einen Betreiber. Für den Bau der Ortsnetze wären wiederum die Kommunen zuständig. Für die Bereitstellung ihres Netzes erhielten sie eine Pacht zur Refinanzierung.
Martin Kaufmann (SPD) ist Bürgermeister der Gemeinde Rudersberg am Rand der Region. Er begrüßt die Initiative, sagt aber auch, dass ein Backbone-Anschluss für ihn nur die halbe Miete sei. „Das Gewerbe und die Haushalte ans schnelle Netz zu bringen, bleibt eine riesige, weil auch kostspielige Herausforderung.“ Zumal, wenn Kilometer entfernte Teilorte zu versorgen seien.