Bietigheimer Zeitung Uwe Roth 21.03.2017
Die Stadt will Markgröningen und Möglingen über ein bestehendes Bahngleis mit ihrem Bahnhof verbinden. Ansonsten setzt sie weiter auf Schnellbusse. Aus dem Kreis kommt Ablehnung.
Die Ludwigsburger Verwaltung hat am Samstag in einer Klausurtagung dem Gemeinderat Pläne für eine Stadtbahn präsentiert. Darin ist von der Niederflurtechnik, wie sie Landrat Dr. Rainer Haas zuletzt als Option ins Spiel gebracht hatte (die BZ berichtete) keine Rede mehr. Die vom Landkreis favorisierte Anbindung an das Stadtbahnnetz der Stuttgarter Straßenbahn AG (SSB) in Hochflurtechnik wird weiterhin abgelehnt.
Schnellbusse nach französischem Vorbild favorisiert
Als Alternative bleibt die Stadt beim Einsatz von Schnellbussen nach französischem Vorbild, der sogenannte Bus-Rapid-Transit (BRT). Eine mögliche Linienführung, die möglichst über eigene Trassen geht, ist in den Plänen allerdings nicht eingezeichnet und somit völlig offen. Oberbürgermeister Werner Spec begründet die aus städtischer Sicht endgültige Abkehr vom Bau eines interstädtischen Schienennetzes mit überlangen Planungszeiten und fehlender Wirtschaftlichkeit. Auch der Betrieb einer Strecke von Remseck nach Ludwigsburg bleibt nach Berechnungen, die die Stadt anfertigen ließ, unter der notwendigen Rentabilität. Bislang sei die Diskussion und teilweise Streit mit dem Landkreis hauptsächlich über die geeignete Technik geführt worden und weniger darüber, „was brauchen die Bürger eigentlich?“
Spec betont den Faktor Zeit
Spec rückt nun den Faktor Zeit in den Vordergrund. Eine Stadtbahn, die die Stadtteile mit der Innenstadt verbindet und beispielsweise nach Remseck weitergeführt werden könnte, wird nach seiner Überzeugung frühestens in zehn bis zwölf Jahren in Betrieb gehen. Doch auch Ludwigsburg drohen nach seiner Aussage wegen überhöhter Stickoxydwerte in nicht ferner Zukunft Fahrverbote für Dieselfahrzeuge. Deren Haltern müsse die Stadt zeitnah Alternativen anbieten, so der Oberbürgermeister.
Dabei will die Stadt etappenweise vorgehen: Die 100 Jahre alte Stichbahn von Markgröningen über Möglingen nach Ludwigsburg ist zwar weitgehend stillgelegt, lasse sich jedoch ohne größeren Aufwand kostengünstig reaktivieren. Spätestens in drei Jahren könnten dort wieder Personenzüge verkehren, ohne dass Oberleitungen gelegt werden müssten. Zum Einsatz kommen könnten Züge mit Akkuantrieb oder Brennstoffzelle – keinesfalls jedoch Dieselloks. Da es sich um eine Instandsetzung der Gleisanlage handele, sei kein Genehmigungsverfahren nötig.
Spec will lokales Schienennetz
Da Kosten von unter 50 Millionen Euro entstünden, sei nicht länger der Bund der mögliche Zuschussgeber, sondern das Land. Deswegen will OB Spec möglichst bald mit dem Landesverkehrsminister über die neueste Variante in der seit 25 Jahren anhaltenden Diskussion um ein lokales Schienennetz im Landkreis Ludwigsburg sprechen.
Die Bahn aus Markgröningen würde auf Gleis 5 des Ludwigsburger Bahnhofs enden. Von dort könnten die Fahrgäste direkt in die S-Bahnen umsteigen oder zum Busbahnhof wechseln, in dem dann in einem nächsten Schritt Schnellbusse einen Anschluss böten. Die Stadt will zudem die regelmäßige Nutzung der Schusterbahn für den Personenverkehr anregen. Diese führt von Ludwigsburg/Kornwestheim über den Eisenbahnviadukt Stuttgart-Münster nach Plochingen und wird derzeit hauptsächlich von Güterzügen befahren.
Kreisverwaltung ist gegen Schnellbusse
Die Kreisverwaltung reagierte mit Ablehnung auf die jüngsten Pläne der Stadt: „Wir sehen es nicht als zielführend an, uns mit dem Vorschlag der Stadtverwaltung zu beschäftigen“, hieß es am Montag in einer Mitteilung. Landrat Rainer Haas teilte weiter mit: „Uns sind keine zugelassenen Fahrzeuge bekannt, die mit der vorgeschlagenen Brennstoffzellentechnik eine innerörtliche Erschließung der Stadt Markgröningen leisten könnten.“
Aus Sicht der Kreisverwaltung sprechen alle Gründe gegen die angedachte Buslösung. „Wir sehen nach wie vor eine Schienenlösung – egal ob als Hochflur- oder Niederflurlösung – als einzig sinnvollen Ansatz.“ Der Vorschlag der Stadtverwaltung bedeute „das Aus für die Stadtbahn zumindest für die nächsten zehn Jahre“.