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Staatsanzeiger Uwe Roth 15/2014

Frei werdende Militärflächen wecken Begehrlichkeiten bei Investoren. Doch Bürgerbeteiligung bei Konversionsprojekten zeigt: Eine großzügige Grünflächenplanung mit Parks und Gärten steht auf der Wunschliste der Bewohner ganz oben. Vor 20 Jahren brachte die Konversion noch andere Ergebnisse.

Mannheim/Heidelberg/Ellwangen/Ludwigsburg. In der Kurpfalz werden gewaltige Flächen frei. Rund 850 Hektar geben die US-Streitkräfte in der Region auf – ein Teil davon in innerstädtischen Gebieten. Mannheim und Heidelberg sind prosperierende Städte der Kurpfalz mit knappem Wohnraum und begehrten Gewerbeflächen. Die Lösung könnte lauten, die neuen Areale vorrangig zu Baugebieten für Wohnen und Arbeit zu machen.

Wie die ehemaligen Militärgelände tatsächlich genutzt werden sollen, dazu werden in beiden Kommunen die Einwohner befragt. Bürgerbeteiligung gehört zum festen Konzept der Konversion. Bürger erhoffen sich von der Konversion schon mehr Platz zum Wohnen, Freizeiteinrichtungen und Jobs.

Heidelberg verabschiedet Leitlinien zur Ökologie

Auf der Wunschliste rangiert die Ökologie aber ebenfalls oben. Auch beim Wohnen und bei der Gewerbeansiedlung erwarten die Bürger, dass die Konversionspläne umwelt- und naturverträglich umgesetzt werden. In Heidelberg steht in den Leitlinien zur Konversion: „Zur Sicherung ökologischer und stadtklimatischer Qualitäten werden hochwertige, unversiegelte Freiflächen geschaffen, die mit bestehenden städtischen Freiräumen vernetzt werden.“ Der vor wenigen Tagen verabschiedete Masterplan Südstadt sehe beispielsweise vor, einen Park zu vergrößern, betont Achim Fischer, Sprecher der Stadt. In wenigen Bereichen werde die Bebauung nachverdichtet; er sagt aber auch: „In der Innenstadt kann es keine Reihenhaussiedlung geben.“

Die Stadt Mannheim wiederum hat sich mit ihrem Vorhaben, 2023 eine Bundesgartenschau auszurichten, zumindest zu einem Teil der grünen Konversion verpflichtet. Paul Henze, Vorstand im Naturschutzbund (Nabu) Gruppe Mannheim sieht das Projekt dennoch mit etwas Argwohn und setzt sich dafür ein, dass beispielsweise „eine bestehende Streuobstwiese nicht in Blumenbeete verwandelt wird“. Er sagt: „Es gibt in den Arbeitsgruppen sehr, sehr viele widersprüchliche Interessen.“ Doch alle befürworteten den Schutz einer breiten Frischluftschneise in die Innenstadt. „Da bleibt auch Platz für die Natur.“ Insgesamt habe er den Eindruck, dass der Nabu mit seinen Forderungen ernst genommen werde.

Auch im ländlichen Ellwangen sollen weitere Naturflächen entstehen

In Ellwangen (Ostalbkreis) sieht Hariolf Löffelad das ebenso. Er ist Vorsitzender der Nabu-Ortsgruppe. In der Stadt werden in einem Jahr zahlreiche Bundeswehrflächen frei. Die Reinhardt-Kaserne ist quasi eine Stadt in der Stadt und für eine Neubebauung besonders attraktiv. Obwohl Ellwangen sehr viel Natur um sich herum hat, zeigten Stadtverwaltung und Gemeinderat Interesse an den Nabu-Vorschlägen, Natur auf den Konversionsflächen zu erhalten, betont Löffelad. Anfang April fand in Ellwangen das erste Bürgerforum zur Konversion statt. Auch aus der Bürgerschaft habe es Anfragen zum Naturschutz und zu einer möglichst grünen Wohnbebauung gegeben.

Vor 20 Jahren begann in der ehemaligen Garnisonstadt Ludwigsburg ein ähnlich Wandlungsprozess. Rund zehn Areale gaben US-Streitkräfte und Bundeswehr in den 1990er-Jahren auf. Manches Kasernengebäude wird heute neu genutzt. Auf sämtlichen Freiflächen am Rand der Innenstadt wurden im Wesentlichen Wohnhäuser gebaut. Jetzt stellt man fest, dass in der Stadt bei wachsender Bevölkerung nicht eine einzige Grünfläche entstanden ist. Bürgerbeteiligung hat es zur damaligen Zeit nicht gegeben.