SWP Uwe Roth 20.11.2017
Die Kennenlernparty für Menschen mit Behinderungen findet jetzt auch in Waiblingen statt.
Waiblingen. Es ist nicht einfach, den richtigen Partner zu finden. Menschen mit einer Behinderung haben es bei der Partnersuche besonders schwer. Einmal im Jahr gibt es für sie eine Kennenlernparty in Stuttgart im Jugendhaus Mitte. Weil der Zulauf jedes Mal groß ist, fand am Samstag zum ersten Mal zusätzlich eine Veranstaltung in Waiblingen statt. Die war auf Anhieb ebenso ein voller Erfolg. Knapp 100 Menschen zwischen 18 und 60 Jahren kamen mit ihren Betreuern aus einem Umkreis von 60 Kilometern ins Berufsbildungswerk (BBW), das zur Diakonie Stetten gehört. Eine Liebestafel ist die besondere Zutat dieser Party – flankiert von zwei Liebesengeln, die beim Suchen und Finden helfen.
Andrea ist 32 Jahre alt. Sie ist sofort auf der Tanzfläche, als die Musik losgeht. Doch die Frau mit einer Lernbehinderung tanzt allein mit gesenktem Kopf. Aus dem Augenwinkel beobachtet sie schon eine Weile einen groß gewachsenen Mann. Ihn anzusprechen, getraut sie sich aber nicht. Weil sie nicht allein zur Liebestafel will, nimmt sie ihre Betreuerin Susanne Hasel mit. Auf der Tafel sind eine Menge Briefumschläge mit Nummern darauf befestigt. Andreas heimlicher Schwarm trägt die Nummer 18. „Ich würde dich gerne kennenlernen“, schreibt sie ihm. Dazu ihren Namen und die Nummer, an der sie zu erkennen ist.
„Eine Beziehung gibt immer mehr Lebensqualität. Das ist auch bei Menschen mit Lernschwierigkeiten so“
Tobias Kapp ist der Organisator der Diakonie Stetten. Der 24-jährige Jugend- und Heimerziehungspfleger verkündet in einer Musikpause, wer alles einen Liebesbrief bekommen hat. Der Mann mit der 18 holt sich seinen ab und kommt tatsächlich auf Andrea zu.
Susanne Hasel, die auch als Sexualpädagogin arbeitet, freut sich, dass es solche Gelegenheiten zum Kennenlernen gibt. „Eine Beziehung gibt immer mehr Lebensqualität. Das ist auch bei Menschen mit Lernschwierigkeiten so“, weiß die Fachfrau. Viele seien auf Partnersuche, wüssten aber nicht, wie sie das anstellen sollen. „In ihrer Werkstatt oder in den Wohngruppen gibt es dazu kaum Möglichkeiten“, sagt Hasel. Am Ende des Abends tauscht Andrea mit ihrer Eroberung Telefonnummern aus. Am Sonntag beginnt das Warten. ⇥Uwe Roth