Bietigheimer Zeitung Uwe Roth
Berufe in Uniform genießen Anerkennung. Doch für Bundeswehr, Zoll oder Polizei ist es nicht leicht, die richtigen Bewerber zu finden. Von Uwe Roth
In dieser Woche haben die Ausbildungsberater wieder einmal im Berufsinformationszentrum (BIZ) der Agentur für Arbeit Ludwigsburg Station gemacht – selbstverständlich in Uniform. Einen Arbeitstag lang informierten sie junge Menschen, aber zum Teil auch potenzielle Berufsumsteiger über die Karrierechancen bei den staatlichen Arbeitgebern.
Drohender Fachkräftemangel und ein harter Wettbewerb im Ausbildungsmarkt haben dazu geführt, dass strenge Eignungskriterien ein wenig gelockert wurden. Auch der Notendurchschnitt der Bewerber hat nicht mehr die zentrale Rolle. Bei der Bundeswehr gibt es beispielsweise keine Untergrenzen. Maßgeblich sind die Ergebnisse des Einstellungsgesprächs, sagt Hans Brandel, Karriere- und Beratungsoffizier für den Großraum Stuttgart.
„Vielen ist auch gar nicht bekannt, dass bei der Bundeswehr die Altersobergrenze mittlerweile bei 49 Jahren liegt“, erklärt er weiter. Das hört Manuel K. besonders gern. Er ist 38 Jahre alt und lange nicht mehr das, was man sich unter einem unbedarften Bundeswehrrekruten vorstellen könnte.
Berufe in Uniform: mehr Bewerber als Stellen
Er ist Pfleger an einem Klinikum, aber auf Jobsuche. Stress und schlechte Bezahlungen hätten ihn dazu gebracht, sich nach sieben Jahren in einem Herzkatheterlabor einem neuen Arbeitsplatz umzuschauen. Ursprünglich hat er den Beruf des Notfallsanitäters bei der Bundeswehr gelernt. „Das war eine eindrucksvolle Zeit“, schwärmt er. Da er ungebunden sei, könne er sich eine Rückkehr zu seinem früheren Arbeitgeber vorstellen, der ihm eine Menge Abwechslung bieten könne.
Aufklärungsarbeit müssen auch die Ausbildungsberater des Zolls leisten. „Im Fernsehen werden Zollbeamte immer nur im Außeneinsatz gezeigt. Das vermittelt einen falschen Eindruck“, sagten Jane Möller und Marcel Schröder vom Hauptzollamt Heilbronn, das für den Landkreis Ludwigsburg zuständig ist. „70 Prozent unserer Beamten sind im Innendienst und tragen keine Uniform“, stellen sie fest. Zu den abwechslungsreichen Aufgaben gehören eben nicht nur Kontrollen an Flughäfen oder Autobahnen, sondern auch beispielsweise die Verwaltung der Kfz-Steuern. Dieser Verwaltungsjob sei besonders für Bewerber interessant, die großen Wert auf eine Work-Life-Balance legen und weniger auf Schicht- und Wochenendarbeit. Das zeigt sich an den Bewerberzahlen: Achtmal mehr Bewerber als Ausbildungsplätze sind es.
70 Prozent Tagesarbeit ist Berichte schreiben
Ähnlich ist das Verhältnis bei der Polizei: „Wir hatten landesweit 6000 Bewerber auf 1400 Stellen“, berichtet Einstellungsberater Friedhelm Hummel vom Polizeipräsidium Ludwigsburg. Voraussichtlich werden es im nächsten Jahr aber 1800 Ausbildungsplätze sein. Auch wenn die persönliche Eignung vor dem Zeugnis steht, müssen die Kandidaten einen Rechtschreibtest überstehen. „70 Prozent unserer täglichen Arbeit sind das Schreiben von Berichten und Protokollen. Da sollte man Rechtschreibung und Grammatik einigermaßen beherrschen“, stellt Hummel fest. Das gelte auch für Bewerber mit Migrationshintergrund. So sehr man sie und ihre Muttersprachenkenntnisse bei der Polizei benötige, ein gutes Deutsch sei Voraussetzung.
Das muss Melanie Anwander einem jungen Kroaten mitteilen, der sich für eine Ausbildung bei der Bundespolizei interessiert. Die Beamten sind für die Bahnhöfe und Flughäfen zuständig oder auch für den Schutz von Bundeseinrichtungen im Land wie das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Die Einstellungsberaterin empfiehlt dem jungen Mann die mittlere Reife, mit der er auch ausreichend Deutschkenntnisse nachweisen könne.
Berufe in Uniform: Ziel ist die Hundestaffel
Till ist 14 Jahre alt und einer der ersten, die Rat suchen. Dabei hat der Gymnasiast noch einige Jahre Zeit mit der Berufswahl. Aber er liebäugelt bereits heute mit einem Job bei der Polizei. Er möchte in die Hundestaffel. „Bei der Berufswahl ist es mir dann egal, ob ich das Abitur dann brauche oder nicht.“ Die Arbeit müsse ihm vor allem Spaß machen.