Herman A. Bloksma: Urschwabe mit holländischen Wurzeln

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ZVW Uwe Roth 24.06.2017

Urbach/Remshalden. Herman A. Bloksma ist Urschwabe mit lebendigen holländischen Wurzeln. Am Freitag ist der 75-Jährige in einer emotionalen Feierstunde von Sohn Dirk Bloksma und Geschäftspartnern in den Ruhestand verabschiedet worden. Gleichzeitig präsentierte sich das Mittelstandsunternehmen für Materialflusstechnik mit Sitz in Urbach an diesem Tag der Öffentlichkeit.

Die Bloksma-Engineering GmbH produziert Produkte, die die Abläufe in einer Werksproduktion erleichtern und beschleunigen. Dazu zählen unter anderem Bodenroller, Hubgeräte oder auch Werkstückträger. Zusätzlich bietet das Familienunternehmen seinen Kunden in wachsendem Maß Beratungs- und Schulungsleistungen an. Eigens dafür ist die „Academy Lean“ gegründet worden, die in einem angekauften Gebäude in der Nachbarschaft ihren Sitz hat. Bloksma wächst international, wie die Grafik mit den zahlreichen Länderfahnen zeigte. China, USA und seit kurzem auch Indien sind darunter.

„Man munkelt, wir sind in Deutschland Marktführer“, stellte Dirk Bloksma in der Feierstunde den Gästen das Unternehmen in Manier eines schwäbischen Mittelständlers vor. Um dann noch selbstbewusst hinzuzufügen: „Wir wollen auch international Marktführer werden.“ Dafür soll das Angebot auch in Kooperation mit Hochschuleinrichtungen um Produkte und Dienstleistungen erweitert werden.

„Bezahlbare Lösungen für die Anforderungen der Wirtschaft 4.0“

Der 50-jährige Dirk Bloksma ist seit 1992 im elterlichen Betrieb und führt seit 2004 das Unternehmen in dritter Generation. Es ist erfolgreich und auf der Höhe der Zeit, vermittelte er den Gästen. Darunter waren Landrat Richard Sigel, sein Vorvorgänger Horst Lässing und der FDP-Landtagsabgeordnete Jochen Haußmann. Auch mit Fragen rund um das Thema Wirtschaft 4.0 habe man sich früh beschäftigt.

Ziele der Forschung und Entwicklung seien, automatische Betriebsabläufe herzustellen, fahrerlose Transportsysteme anzubieten sowie die papierlose Fertigung einzuführen. „Wir wollen kleinen und mittelständischen Unternehmen bezahlbare Lösungen für Anforderungen der Wirtschaft 4.0 anbieten“, formulierte er Unternehmensziele.

„Uns wurde nichts geschenkt. Wir mussten uns alles selbst erarbeiten“

Die Entwicklung des Unternehmens ist keinesfalls geradlinig verlaufen, wie ein Rückblick auf die Firmengeschichte zeigt. Immer wieder mussten sich die Bloksmas neu erfinden. „Uns wurde nichts geschenkt. Wir mussten uns alles selbst erarbeiten“, stellt der Firmenchef fest. Zum Glück war und ist sein Vater ein kreativer Kopf, der es auf knapp 30 Patente gebracht hat.

Im Jahr 1958 ist Herman A. Bloksma im Alter von 18 Jahren in den Betrieb seines Vaters Hendrik Marinus eingetreten. Dies hört sich holländisch an, ereignete sich aber in Grunbach. Nach seiner Inhaftierung hatte der Firmengründer 1949 im heutigen Haus der Kunst seine erste Werkstatt in Deutschland eingerichtet. 1992 zog das Unternehmen an seinen heutigen Sitz in der Daimlerstraße in Urbach. – Der Firmengründer hatte sich seine allererste Werkstatt 1923 in der niederländischen Stadt Eindhoven eingerichtet, in der er Kühler für Schiffe und Autos reparierte. Weil er das auch für die Nazis tat, wurde er 1944 verhaftet. Seine Frau wiederum war Schwäbin und stammte aus Großheppach. Dorthin ging sie mit den drei kleinen Kindern, Herman ist 1942 geboren, zurück ins Remstal. Der niederländische Name Bloksma setzt sich aus „Block“ und „herstellen“ und bezeichnete die Umlenkrolle für Schiffsseile. Die handwerkliche Fertigkeit hat in der Familie somit eine lange Tradition.

Von Waschmaschinenteilen über Spannbänder bis Spielzeugbagger

Das Durchhaltevermögen der Unternehmensfamilie zeigt sich in der Vielzahl der unterschiedlichsten Produkte, die über die Jahre hergestellt wurden: Teile für Wasch- und Spülmaschinen, Spannbänder, Hundeschondecken, WC-Papier-Spender, Spielzeugbagger, Gestelle für Solarien, eine Maschine zum Prägen von Gedenkmünzen oder auch ein Zigarettenautomat. „Der aber floppte“, berichtete Dirk Bloksma. Der Automat konnte die doppelte Menge Schachteln aufnehmen. Dass doppelt so viel Kleingeld entsprechend Platz benötigte und Räuber magisch anzog, daran habe man nicht gedacht. Der Automat sei nie in Fertigung gegangen.

Gute Ratschläge in der Familie

Wie eng die Familienbande sind und auch die zu Geschäftspartnern, zeigte sich bei der Verabschiedung von Herman A. Bloksma, bei der einige Tränen flossen. Remshaldens Bürgermeister Stefan Breiter nutzte in seiner Ansprache die Gunst der Zeit. Der Seniorchef in Ruhestand ist unter seinen Einwohnern und könnte sich nun in Projekten der Gemeinde engagieren, wünschte sich Breiter.

Ein Familienbetrieb ist auch kräftezehrend. Das vermittelten Senior und Junior Bloksma in ihren Worten zur Verabschiedung: Der Sohn gab seinem Vater mit, sich jetzt mehr um seine Ehefrau zu kümmern. Seine Mutter habe ihre Bedürfnisse immer hinten anstellen müssen. Jetzt sei es an der Zeit, ihr etwas zurückzugeben. Der Vater wiederum gab seinem Sohn mit, es mit der Arbeit nicht zu übertreiben und auch hin und wieder innezuhalten.

Die Bloksma Engineering GmbH Materialflusstechnik mit Sitz in Winnenden hat laut Bundesanzeiger im Geschäftsjahr 2015/2016 rund 30 Mitarbeiter beschäftigt.