Fidget Spinner: Schneller verkauft als produziert

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Bietigheimer Zeitung Uwe Roth 26.05.2017

Es ist ein Spielzeug, über das Erwachsene verständnislos mit dem Kopf schütteln: Fidget Spinner.

Landkreis Ludwigsburg. Julian hat so ein Ding zwischen den Fingern. Es hat einen Durchmesser von wenigen Zentimetern und erinnert entfernt an einen Ninja Wurfstern – allerdings ohne gefährliche Zacken, sondern mit harmlosen Rundungen aus Plastik. In der Mitte sitzt ein Kugellager, das der Junge mit Daumen und Mittelfinger festhält. Mit dem Zeigefinger bringt er die drei runden Flügel gehörig in Schwung.

Das Ding heißt Fidget Spinner, und die Übersetzung erklärt ungefähr, was das Ding sein soll: ein Herumzappel- (Fidget) propeller (Spinner). Der Name erinnert eventuell an die therapeutische Herkunft des Gadgets (Spielerei). Auf Zappelkinder, also auf Kinder mit ADHS, soll das Fingerspiel mit dem mechanischen Gerät beruhigend wirken.

Restlos ausverkauft

Eltern, deren Kindern ihnen mit dem Wunsch nach einem solchen, fünf bis zehn Euro teurem Ding in den Ohren liegen, können mit ehrlichem Gewissen behaupten, dass es den Fidget Spinner derzeit nirgendwo zu kaufen gibt. „Restlos ausverkauft“, bestätigt Matthias Wiedmann, der am Marktplatz in Bietigheim-Bissingen einen Vedes Spiel- und Freizeitladen betreibt. Irgendwann im Juni, so hofft er, bekommt er wieder eine Lieferung. Fidget Spinners hat er noch nicht lange im Sortiment. Innerhalb kürzester Zeit sei das Geschicklichkeitsspiel ausverkauft gewesen. Ein richtiger Hype sei das.

Im größten Spielwarengeschäft von Ludwigsburg, in der Toys R Us-Filiale im Bahnhof, sucht man ebenfalls vergeblich nach einem Fidget Spinner. Alles weg, Lieferzeit mindestens eine Woche. Eine Verkäuferin hat ebenfalls ein Problem zu verstehen, was Kinder daran so toll finden, obwohl sie ihren eigenen nach einiger Diskussion so ein Ding besorgt hat.

An den Schulen in Bietigheim-Bissingen „kein Problem“

Vor allem aus den USA wird berichtet, dass sich bei manchen Jugendlichen das Spiel zur Sucht entwickelt hat, die auch während des Unterrichts heimlich unterm Pult ausgelebt wird.

Und in Bietigheim-Bissingen? „Fidget Spinners sind an den Gymnasien im Ellental kein Problem“, teilt Studiendirektor Christian Jung mit und fügt ein „noch“ nicht an. Es gäbe Schüler, die solche Spielzeuge besitzen. „Diese spielen in unserem Schulalltag aber keine Rolle“, stellt er fest und erläutert, warum das so ist: „Nach einem Gespräch mit Achtklässlern zu diesem Thema äußerten viele Schülerinnen und Schüler, dass Fidget Spinners genauso eine Modeerscheinung sein werden wie Pokémon GO.“ Das Onlinespiel spiele keiner der befragten Schüler mehr. Es sei nicht mehr „trendy und nur noch langweilig“.

In der Realschule Bissingen ist die Lage ebenfalls entspannt. Einem Jungen sei ein solches Spielzeug abgenommen worden, heißt es im Sekretariat. Insgesamt wachen die Lehrer streng über mögliche Ablenkungen bei den Schülern. ⇥Uwe Roth