Bietigheimer Zeitung Uwe Roth 15.08.2017
Notfälle Rettungsdienste sind im Dauereinsatz. Umso wichtiger ist die Unterstützung durch ehrenamtliche DRK-Helfer, die oft noch vor dem Notarzt vor Ort sind.
Unter der Rufnummer 112 geht bei der Integrierten Leitstelle in Ludwigsburg ein Notruf ein. Der Anrufer meldet dem Disponenten einen schweren Unfall mit wohl zwei verletzten Personen. Sofort alarmiert der Leitstellenmitarbeiter Notarzt und Rettungsdienst. Soweit sind die offiziellen Abläufe nach einem Notruf bekannt. Weniger bekannt ist dagegen ein (Hilfs-)Glied der Rettungskette. Es nennt sich „Helfer vor Ort“ (HvO), ist nicht Teil des Rettungsdienstgesetzes und gewinnt im Landkreis dennoch seit immerhin zehn Jahren an Bedeutung.
Helfer vor Ort: In kurzer Zeit bei den Verletzten
Ein ehrenamtlicher Helfer aus dem Netzwerk, der der Unfallstelle am nächsten wohnt oder arbeitet, wird vom Disponenten ebenfalls über Funk vom Rettungseinsatz informiert. In seinem Privatwagen liegt ein Notfallrucksack bereit, wie ihn auch Rettungssanitäter haben. In kurzer Zeit ist der Helfer bei den Verletzten und versorgt sie. Der Notarzt ist noch nicht da, das Martinshorn ist aber bereits zu hören. Als dieser und der Rettungswagen eintreffen, werden die Einsatzkräfte kurz vom Ersthelfer informiert. Dann kümmern sich die Profiretter um die Unfallopfer. Der „Helfer vor Ort“ betreut eine Zeit lang die Unfallbeteiligten, die unverletzt geblieben, aber aufgewühlt sind, und kehrt dann wieder zu seiner eigentlichen Arbeit zurück.
Die Dauer zwischen Unfall und Eintreffen des Notarztwagens nennt sich behandlungsfreies Intervall. „Die Helfer vor Ort verkürzen diesen Zeitraum“, erläutert Dietmar Müller, Kreisbereitschaftsleiter des DRK-Kreisverbands Ludwigsburg. Nach den gesetzlichen Vorgaben muss der Rettungsdienst spätestens 15 Minuten nach Eingang des Notrufs beim Patienten sein. Da das HvO-System aber eine freiwillige Hilfeleistung ist, können die Helfer nicht dazu beitragen, dass die gesetzlichen Fristen eingehalten werden, erläutert Müller und betont gleichzeitig die fachliche Qualifikation der Ehrenamtlichen: „Die Helfer vor Ort werden für ihre Einsätze gut und intensiv ausgebildet.“ Doch für die Statistik zählt das Eintreffen der offiziellen Rettungskräfte. Angesichts der Vielzahl von Alarmierungen und des dichten Verkehrs haben sie aber zunehmend Mühe, die Zielvorgabe von einer Viertelstunde einzuhalten.
„Wir sind auf Spenden und die Einnahmen des DRK angewiesen“
Der DRK-Kreisbereitschaftsleiter nennt für den Einsatz der HvO eine Abdeckung von 75 Prozent des Landkreises. Diese sei während der vergangenen Jahre „natürlich gewachsen“. Auch wenn die Helfer wegen ihres frühen Eintreffens manchmal Schlimmeres verhindern können, werden deren Material- und Fahrtkosten nicht von den Krankenkassen gedeckt. „Wir sind auf Spenden und die Einnahmen des DRK angewiesen“, sagt Müller. Einige Ortsvereine werden finanziell von der Kommune unterstützt. Fast alle Helfer nutzen auf eigene Kosten ihre Privatfahrzeuge. Das DRK hat im Landkreis zehn eigene Fahrzeuge mit Blaulicht und Martinshorn, die den HvO zur Verfügung stehen und sie schneller durch den Verkehr kommen lassen. Die Sonderrechte müssen aber von der Leitstelle freigegeben werden. In Kirchheim beispielsweise fahren die HvO seit einem Jahr mit einem Opel Adam zu ihren Einsätzen. 2016 waren das 155. Dort kommt die Gemeinde für die entstehenden Kosten auf.
Das Deutsche Rote Kreuz möchte den Dienst kreisweit weiter ausbauen – mehr Fahrzeuge und mehr Helfer. „Interessierte sind immer willkommen“, so Müller. Schließlich sollen Helfer wie Sanitäter möglichst zu zweit vor Ort sein. Doch am Ende ist der freiwillige Einsatz immer eine Frage des Geldes.
Siehe auch:
http://Hausnotruf: Rund um die Uhr ein System der Hilfe
http://journalistroth.eu/750-anrufe-in-24-stunden-leitstellen-an-der-belastungsgrenze/