Dorotheen-Quartier Stuttgart neben Breuninger. Foto: Uwe Roth

Dorotheenquartier Stuttgart: neue Mieter in den Startlöchern

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SWP Uwe Roth 28.03.2017

Das Dorotheenquartier soll Ende Mai eröffnen. Auf halber Strecke zwischen Milaneo und Gerber will das neue Stuttgarter Einkaufszentrum mit Luxus punkten.

Die neuesten Nachrichten sind ein halbes Jahr alt: „Im Frühjahr 2017 eröffnet das Dorotheenquartier (DOQU) im Herzen der Landeshauptstadt Stuttgart“, hat die Firma Breuninger im August vergangenen Jahres mitgeteilt. Seither ist es um die künftige überdachte Luxuseinkaufsmeile in bester Innenstadtlage aus Sicht der Unternehmenskommunikation ruhig geblieben. Frühjahr ist seit einer Woche, und noch immer ist von der Geschäftsleitung kein Eröffnungsdatum für das nach Firmenangaben über 200 Millionen Euro teure Gebäudeensemble bekannt gegeben worden.

Nach und nach verlassen die Handwerker die Baustelle zwischen Breuninger, dem Karlsplatz und der Markthalle. Die ersten Mieter stehen mit ihren Umzugskartons in den Startlöchern. Aber sie müssen sich gedulden. Die EKZ Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG ist Bauherrin und ein Tochterunternehmen des Modehändlers. Sie bleibt beim offiziellen Eröffnungstermin Frühjahr 2017, teilt jedoch auf Nachfrage mit, dass es Ende Mai werden könnte, bis alle Abschlussarbeiten erledigt sind. Nach Abriss des früheren Innenministeriums und bei Baubeginn 2014 war als Zieldatum noch Jahresende 2016 angepeilt. Es habe Zeitverzögerungen gegeben, berichtet ein Breuninger-Sprecher, doch im (korrigierten) Zeitplan sei man geblieben.

Weitere „Supernamen“

Nähere Angaben möchte der Sprecher nicht machen – auch nicht zum Eröffnungstag, für den es zwar Ideen gebe, aber noch keine konkrete Planung. Gerne hätte man den Ministerpräsidenten dabei. Auf die bereits bekannte Liste der Einzelhändler seien zusätzlich „noch zwei bis drei Supernamen“ gekommen, die jedoch derzeit nicht benannt werden dürften. Als Beweis für das angestrebte hohe Niveau der Ladenmieter wird oben auf der Liste die Luxusmarke Louis Vuitton genannt. Weitere Premium-Ladenketten sind American Vintage, IKKS oder Rolex. Hinzu kommen Mieter wie die dänische Möbelkette BoConcept, das schwedische Modeunternehmen Gant, die Modeläden Diesel, Hallhuber und Woolrich sowie die Traditionsmarke Steiff aus Giengen an der Brenz.

Mit dem Münchner Unternehmen Hugendubel zieht ein Buchladen und mit der Handelsgruppe Hit aus Siegen auf 3000 Quadratmeter ein Lebensmittelgeschäft des gehobenen Segments und damit ein Wettbewerber für Feinkost Böhm ein. 3000 Quadratmeter – das ist ungefähr die gleiche Fläche, auf der insgesamt 20 Mietwohnungen zwischen 65 und bis zu 300 Quadratmeter im Quartier untergebracht sind. Insgesamt sind für Einzelhandel und Gastronomie 11 000 Quadratmeter vorgesehen. In der Tiefgarage ist Platz für 350 Fahrzeuge.

Geschäftsschädigendes Überangebot?

Willy Oergel, Vorsitzender der Breuninger-Unternehmensleitung, sagte zum Baustart: „Als Stuttgarter Unternehmen möchten wir einen positiven Beitrag zur Stadtentwicklung leisten und einen zentralen Bereich der Innenstadt zum attraktiven Anziehungspunkt für alle Besucher gestalten.“ Mit dem neuen Dorotheenquartier konkurrieren in Stuttgart vier überdachte Einkaufszentren um die Gunst der Kunden. Das Gerber, das sich mit seinen 25 000 Quadratmeter Ladenfläche im Süden an die Fußgängerzone anschließt, wurde 2014 eröffnet. Seit nur wenige Monate später wegen schlechter Umsätze die ersten Mieter wieder ausgezogen sind, stellt sich unter den Einzelhändlern die Frage nach einem geschäftsschädigenden Überangebot. Das Milaneo im Norden hinterm Hauptbahnhof lockt mit Kauf- und Essensangeboten auf 43 000 Quadratmetern die Kunden weg aus der Einkaufszone an die Peripherie.

Auch die Betreiber des Dorotheenquartiers haben es auf die Laufkundschaft der Königsstraße abgesehen. Sie hoffen, mit einem gehobenen Gastronomieangebot außerhalb der Ladenöffnungszeiten die Einkaufsgegend lebendig zu halten. Das Sylter Kultrestaurant Sansibar kommt mit einer Filiale und 430 Sitzplätzen im Innen- und Außenbereich nach Stuttgart. Breuningerchef Oergel ist überzeugt, dass dies ein neuer Treffpunkt in der Stadt wird.

Schwiegermutter Europas

Herzogin Friederike Dorothea Sophia von Württemberg ist die Namensgeberin des Quartiers. Sie ist 1736 geboren, war eine Tochter des Markgrafen Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Schwedt und später die Mutter von König Friedrich I von Württemberg.

Friedrich benannte die Dorotheenstraße nach seiner Mutter. Ihre neun Kinder waren über den halben Kontinent verheiratet, daher nannte man sie auch „Schwiegermutter Europas“. Sie starb 1798 in Stuttgart. Für die Firma Breuninger verbindet nach ihrem Bekunden die Namenswahl die „Vergangenheit mit der Zukunft“. uro