DGB-Jugend: Ausbildung und Politik

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Bietigheimer Zeitung Uwe Roth 11.03.2017

Keine Gewerkschafts- ohne Jugendarbeit. Seit 1949 gibt es die Jugendorganisation des DGB, die wieder zunehmend beliebt wird.

Ein Vereinsheim der DGB-Jugend sucht man vergebens. Orts- oder Kreisgruppen mit regelmäßigen Treffpunkten – Fehlanzeige. Die Jugendorganisation des Deutschen Gewerkschaftsbundes ist im Wesentlichen ein regionaler und überregionaler Dienstleister für Bildungs- und Beratungsangebote. Die hauptamtlichen Kräfte organisieren zudem bundesweite Kampagnen wie die zum reformierten Berufsbildungsgesetz. Der Bundesvorstand hat seinen Sitz in Berlin. Hier laufen die Fäden der Dachorganisation zusammen.

Für Bietigheim-Bissingen und den Landkreis ist wiederum Sven Schwarz zuständig. Der 27-Jährige ist Jugendbildungsreferent in der DGB-Region Nordwürttemberg und hat seinen Arbeitsplatz im Stuttgarter DGB-Haus in der Willi-Bleicher-Straße. Schwarz erläutert den etwas komplizierten Aufbau seiner Organisation: „DGB-Jugend ist ein eigenständiger Jugendverband und eine anerkannte freie Trägerin der Jugendhilfe.“ Zugleich ist sie Teil des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Mitglieder sind alle jugendlichen Mitglieder einer DGB-Gewerkschaft gemäß den Satzungen der Mitgliedsgewerkschaften. Die Altersgrenze liegt bei 27 Jahren. Die Gewerkschaft der Polizei und die Bildungsgewerkschaft GEW haben sie bei 35 Jahren festgelegt. In Baden-Württemberg machen neben Sven Schwarz insgesamt sieben weitere hauptamtliche Kräfte die Arbeit der DGB-Jugend. Wer will, kann dort sein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren.

Mitglied in einer Einzelgewerkschaft

„Man kann nicht direkt Mitglied bei der DGB-Jugend werden“, stellt der Bildungsreferent klar. „Wer sich bei uns engagieren möchte, muss Mitglied einer der acht Einzelgewerkschaften werden.“ Die größten in der Region sind die IG Metall und Verdi. Diese haben jeweils eine Jugendabteilung. Der Ortsverein Ludwigsburg der Dienstleistungsgewerkschaft verweist seine jungen Mitglieder allerdings an die Verdi-Jugend Stuttgart.

Die Jugend der IG Metall Ludwigsburg hat sich mit der in Waiblingen zusammengetan. Auf Facebook betreiben sie eine gemeinsame Seite. Übergeordnet ist die IG-Metall-Jugend Baden-Württemberg, die ihre Geschäftsstelle in Stuttgart-Feuerbach hat. Nach Angaben von Schwarz gibt es in Stuttgart und Umgebung über 17 000 Mitglieder im Jugendbereich, landesweit mehr als 83 000. „Die Daten werden nach Region und nicht nach Landkreisen erfasst“, begründet er, warum sich nicht herausfinden lässt, wie stark junge Beschäftigte im Landkreis in den Gewerkschaften engagiert sind.

„Wir sind Ansprechpartner, wenn junge Menschen, egal ob Mitglied oder nicht, Fragen zur Ausbildung hat oder Probleme in der Ausbildung.“ Übers Internet kann man beispielsweise Fragen an „Dr. Azubi“ stellen. Seit 2008 veranstaltet die Jugendorganisation jährlich eine Berufsschultour. Sie besteht aus einzelnen Projekttagen unter dem Namen „Demokratie und Mitbestimmung“ an den berufsbildenden Schulen des Landes. Im Frühjahr ist sie im Südteil des Landes unterwegs, im Herbst dann wieder im Nordteil.

Im Wahlkampf einmischen

Nach einem Loch Anfang der 2000er Jahren geht es mit den Zahlen junger Gewerkschaftsmitglieder bergauf, sagt Schwarz. „Potenzial nach oben gibt es selbstverständlich immer.“ Wer bei der DGB-Jugend mitarbeite, interessiere sich nicht ausschließlich für betriebliche Themen. Auf der Agenda stehe ebenso Politisches. So will sich die DGB-Jugend in den Wahlkampf einmischen – unabhängig von den Kandidaten, betont Schwarz. Die Frage, ob sich junge Gewerkschaftler mit SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz identifizieren können, lässt er unkommentiert.