Jahreshauptversammlung der Deutschen Philatelisten-Jugend e.V. im Auktionshaus Gärtner in Bietigheim-Bissingen. DPhJ-Vorsitzender Heinz Wenz, Ehrenvorsitzender Heinz Jaeger, Auktionator Christoph Gärtner und Jugendgruppenleiterin Anette Hecker-Köhler. Foto: Uwe Roth

Deutsche Philatelisten-Jugend: Lernen aus Briefmarken-Alben

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Bietigheimer Zeitung Uwe Roth 24.05.2017

Auktionshaus Die Deutsche Philatelisten-Jugend tagte in Bietigheim. Doch junge Leute suchte man vergebens. Von Uwe Roth

Bietigheim-Bissingen. Heinz Wenz aus Trier ist der Vorsitzende der Deutschen Philatelisten-Jugend (DPhJ) und im fortgeschrittenen Alter. Mit Briefmarken beschäftigt er sich bereits seit Jahrzehnten. Aus den überwiegend älteren Teilnehmern an der Jahreshauptversammlung im Auktionshaus Gärtner in der Bietigheimer Steinbeisstraße dürfe man jedoch nicht den Schluss ziehen den Philatelisten ist der Vereinsnachwuchs ausgegangen.

Der DPhJ-Vorsitzende schätzt die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die sich in Deutschland mit dem Sammeln von Briefmarken beschäftigen, auf etwa 5500. Das ist mehr, als man erwartet.

Andere Dinge im Kopf

Das Problem ist, sagt Wenz, wenn die Jungphilatelisten ins Erwachsenenalter kommen, haben sie anderes im Kopf, als sich ehrenamtlich im Vereinsvorstand zu engagieren. Da bleiben die Alten übrig, die die insgesamt 350 Jugendgruppen in Deutschland organisieren und betreuen. Da ist zum Beispiel Anette Hecker-Köhler aus Hambrücken bei Karlsruhe. Sie leitet eine Jugendgruppe, die sich alle 14 Tage trifft. Zwölf Jungen und Mädchen seien immer dabei. An den Treffen schätzten die Teilnehmer neben den Briefmarken vor allem das Gruppenerlebnis, wie sie sagt. Gemeinsam werden die Postwertzeichen sortiert, bewertet und für Ausstellungen thematisch zusammengestellt. Am Tagungsort in Bietigheim-Bissingen waren am Samstag die Arbeiten der Jugendgruppe Bruchsal zu sehen. Die nächste Gruppe im Landkreis Ludwigburg gibt es in Markgröningen.

Der älteste Teilnehmer an der Jahreshauptversammlung ist mit 93 Jahren Heinz Jaeger aus Lörrach. Zwischen 1973 und 1991 war der Internist im Ruhestand Präsident des Bundes Deutscher Philatelisten. Ehrenpräsident ist er bis heute. Lernen aus Briefmarkenalben ist für ihn nach wie vor der bessere Weg, sich Wissen anzueignen als zu googlen. Jaeger spricht von „digitaler Demenz“ und meint das verkümmerte Gedächtnis von Menschen, die sich aufs Internet anstatt auf ihre Gehirnzellen verlassen.

Weltweit größtes Auktionshaus für Briefmarken

Der Gastgeber, Christoph Gärtner, ist vom Ehrenpräsidenten angetan. Gärtner hat bereits als Schüler im Ellentalgymnasium mit Briefmarken gehandelt und seine ersten Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert. Später hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. Gärtner hat das weltweit größte Auktionshaus für Briefmarkenversteigerungen. Auch er sagt, dass man aus Briefmarken viel lernen kann. So gäbe es kaum ein historisches Ereignis, das nicht auf einem Wertzeichen festgehalten worden sei.

Im Foyer des Auktionshauses ist eine Sonderfiliale der Deutschen Post eingerichtet. DPhJ-Mitarbeiter Volker Stickel hat über 60 verschiedene Marken im Angebot. Obwohl immer seltener echte Marken auf Briefumschlägen kleben, gibt es im Jahr von der Deutschen Post 60 Briefmarken-Neuausgaben. Die Zahl der Sammler geht zwar zurück, doch die verbleibenden kaufen dann umso mehr, sagt DPhJ-Vorsitzender Heinz Wenz.