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Bietigheimer Zeitung Uwe Roth 16.06.2017 

Der deutsch-amerikanische Partnerschaftsclub in Ludwigsburg hat Besuch aus der US-Partnerstadt St.Charles. Politik bleibt außen vor. Von Uwe Roth

Ludwigsburg und Saint Charles im Bundesstaat Missouri pflegen seit mehr als 20 Jahren eine florierende Städtepartnerschaft. Über den „Deutsch-Amerikanischen Partnerschaftsclub“ werden die engen Beziehungen ehrenamtlich gepflegt. Regelmäßige reisen Delegationen über den Atlantik. Über 1000 Schüler aus beiden Städten haben bisher am Schüleraustauschprogramm teilgenommen.

Alle vier Ludwigsburger Gymnasien pflegen eine High-School-Partnerschaft. St. Charles hat etwa 70 000 Einwohner, damit 25 000 weniger als Ludwigsburg, und liegt 500 Kilometer südlich von Chicago.

Viel zu tun im Ehrenamt

Claudia Fiala ist die Vorsitzende des Partnerschaftsclubs. Sie hat in ihrem Ehrenamt im Moment noch mehr als üblich zu tun. Gleich zwei Kirchenchöre sind derzeit in der Stadt: der Chor der Hope Lutheran Church sowie der First United Methodist Church. Am Samstag geben sie um 19 Uhr ein Konzert in der Erlöserkirche. Ebenfalls beteiligt ist der Philharmonische Chor Ludwigsburg. Der Eintritt ist frei. Noch bis nächsten Freitag sind die Sänger Gäste der Ludwigsburger.

Über den neuen US-Präsidenten Donald Trump wird sicher am Rand geredet werden. Vor allem von deutscher Seite werden Fragen aufkommen, wie die US-Bevölkerung einen solchen Präsidenten wählen konnte.

„Wir sind ein total unpolitischer Verein“

Claudia Fiala, die 2015 letztmals in den USA war, ist davon ausgegangen, wie sie sagt, dass Hillary Clinton die nächste Präsidentin wird. Trump hatte sie nicht auf dem Plan. Die Clubpräsidentin hat aber dennoch nicht vor, mit den Gästen das Thema offiziell auszudiskutieren. Eine politische Podiumsdiskussion sei unvorstellbar. „Wir sind ein total unpolitischer Verein“, sagt sie mit Betonung auf „total“. Der Club sei so seit seiner Gründung im Jahr 1996 geprägt. Politik bleibt außen vor. Die Satzung spricht von einer „Völkerverständigung in allen Bereichen.“ Im Vordergrund der Vereinsarbeit steht die Vermittlung persönlicher Kontakte, unabhängig von politischen Einflüssen.

60,6 Prozent Wählerstimmen für Trump

Das Unpolitische der Partnerschaft sei auch dem geschuldet, dass Amerikaner Politik sehr schnell hitzig diskutierten, bis in die Familie hinein. Um Streit zu vermeiden, schweige man und verteidige nicht die persönliche Parteienpräferenz. Wer es dennoch versuche, riskiere den Bruch von Beziehungen und Freundschaften. Dabei gebe es seit der Präsidentschaftswahl im vergangenen November aus deutscher Sicht einiges zu diskutieren und sich erklären zu lassen.

Im St. Charles County (Landkreis) hat Trump nicht nur ein bisschen gewonnen, sondern mit satten 60,6 Prozent. Clinton kam auf magere 34,2 Prozent. Dabei geht es der Partnerstadt wirtschaftlich nicht schlecht, wie die Rathausspitze auf ihrer Internetseite betont.

Über den Tellerrand hinaus

Fiala ist allerdings überzeugt, dass Menschen, die sich für eine solche Städtepartnerschaft interessieren und an Delegationsreisen teilnehmen, „über den Tellerrand schauen können.“ Der Partnerschaftsclub will sich weiterhin um Austauschprogramme bemühen, damit sich Menschen über das jeweils andere Land eine eigene Meinung bilden können. So sei es gelungen, einen Austausch zwischen der Filmakademie und einer ähnlich gelagerten Einrichtung in St. Charles herzustellen. Zum Herbstsemester werden zwei Studenten für ein halbes Jahr nach Ludwigsburg kommen. 2018 reisen zwei Filmakademiestudenten für ebenfalls ein halbes Jahr in die USA. Claudia Fiala wird im September wieder in die Partnerstadt reisen, um Kontakte zu knüpfen und bestehende zu pflegen. Sie fühlt sich wohl in ihrem Ehrenamt, sagt sie: „Wenn man etwas gerne macht, artet das nicht in Arbeit aus.“