Saisoneröffnung 2019: Frühlingsblumen vor der Südfassade des Barockschlosses Ludwigsburg. Nach dem Krieg wuchsen dort Kartoffeln. Foto: Uwe Roth

Residenzschloss Ludwigsburg: Königliche Räume bleiben länger gesperrt

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SWP, Uwe Roth, 19.06.2019

Oberkonservatorin Patricia Peschel ist für die Restaurierungsarbeiten im Residenzschloss Ludwigsburg zuständig. Foto: Uwe Roth

Die königlichen Gemächer im Nordteil des Ludwigsburger Residenzschlosses sind von August an Baustelle. Die Wiedereröffnung für Besucher war ein Jahr später geplant. Doch am Dienstag hat die Schlossverwaltung bekanntgegeben, dass sich die Restaurierungsarbeiten um voraussichtlich drei Jahre hinauszögern werden. „Spätestens im Sommer 2023 werden die Räume aber wieder komplett zugänglich sein“, sagte Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Die Gründe seien erfreulicher Natur. Neue Erkenntnisse machen es möglich, die Räume in ihren Zustand von vor 200 Jahren zu bringen.

Seit einigen Jahren recherchiert die zuständige Konservatorin Patricia Peschel den Urzustand der Wohnräume des Königspaares von Württemberg. Ursprünglich lag der Schwerpunkt darauf, Möbelstücke an ihren richtigen Platz zu bringen. Mit Hilfe von Inventurlisten weiß Peschel nun, „wo nahezu jeder Blumentopf stand“. Inzwischen liegt ihr Fokus aber auf den Textilien: Vorhänge, Polster und Stofftapeten. Viele sind verblichen, auf den ersten Blick sind Muster und Webart nicht wirklich zu erkennen. Ursprünglich sollten zerstörte Teile mit Provisorien ersetzt werden.

Foto: Uwe Roth

Weitere Forschungen helfen jetzt, aus Beschreibungen, einzelnen Textilfäden oder historischen Fotografien Rückschlüsse auf den Originalzustand zu ziehen. Auf einer Fotoplatte aus dem Jahr 1944 ist schemenhaft ein Vorhang zu erkennen. Davon wurde ein Duplikat in sehr hoher Auflösung hergestellt. Hörrmann bezeichnete die Erkenntnisse „als einen Glücksfall“. Mit den Originalen und zahlreichen Nachwebungen könne die textile Gestaltung von vor 200 Jahren sehr exakt nachgebildet werden. Er versichert, dass trotz der zusätzlichen Arbeits- und Materialkosten das Budget von 4,6 Millionen Euro nicht überschritten werde.

Knapp 60 Räume sind während der Restaurierung nicht zugänglich. Den Besuchern werde jedoch Ersatz geboten, versicherte Schlossverwalter Stephan Hurst. So werden Räume geöffnet, die bislang im Verborgenen liegen. „Außerdem wollen wir Menschen an der Restaurierung teilhaben lassen“, kündigte er an. So gebe es Baustellenbesichtigungen und Filme im Internet. „Die Besucher werden angesichts der Vielzahl der Räume gar nicht merken, dass bei der Führung etwas fehlt“, sagt Hurst. Uwe Roth

Schlafzimmer der Erbprinzessin im Residenzschloss Ludwigsburg. Wände sind im Original erhalten. Foto: Uwe Roth

50 Jahre Kinderschutzbund Ludwigsburg

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Bietigheimer Zeitung, Uwe Roth, 20.05.2019

Der 50. Geburtstag des Kinderschutzbundes ist am Samstagnachmittag in Ludwigsburg kindgerecht gefeiert worden. Zuerst hielten die Erwachsenen in einem kleineren Saal des Kulturzentrums ihre Jubiläumsansprachen unter sich. Anschließend trafen sich Alt und Jung im großen Veranstaltungssaal.

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Vorbild für Ludwigsburg: Schnellbusse in Straßburg: Foto: Stadt Ludwigsburg

ÖPNV-Plan vom Kreistag beschlossen, Unmut bleibt

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Bietigheimer Zeitung, Uwe Roth, 28.01.2019

Der Kreistag von Ludwigsburg ist der Empfehlung des Technikausschusses gefolgt und hat erwartungsgemäß den Weg für eine Stadtbahn sowie ein BRT-System freigemacht. Der Beschluss, in die konkreten Planungen einzusteigen, fiel am Freitag mit lediglich einer Gegenstimme.

Doch wie bereits im Ausschuss am Montag, 14. Januar, war im Kreistag in der Aussprache keine Begeisterung darüber zu spüren, die lang verhandelte Doppelstrategie endlich in trockenen Tüchern zu haben. Noch Ende vergangenen Jahres war keine Einigung zwischen Stadt und Landkreis Ludwigsburg in Sicht. Insbesondere die Zusagen des Landkreises, sich an der Finanzierung der Schnellbusse und separater Spuren zur Busbeschleunigung zu beteiligen, stießen einigen Kreistagsmitgliedern bitter auf. Zumal ihnen für die Anschaffung der Schnellbusse (BRT) keine Kostenplanung seitens der Stadt Ludwigsburg vorliegt. Der BRT, den es bislang nur in einer Hybridversion gibt, unterscheidet sich vom normalen Linienbus vor allem durch seine Länge von 24 Metern. Ein Gelenkbus ist maximal 19 Meter lang.

Unbekannte Kostenhöhe

Jürgen Kessing, SPD-Fraktionsvorsitzender und Oberbürgermeister Bietigheim-Bissingens, hatte mit Ja gestimmt und trat dennoch hörbar verärgert ans Rednerpult, „um dem Grummeln eine Formulierung zu geben“, wie er ankündigte. „Wir wissen nicht, über welche Höhen von Kosten wir reden“, kritisierte er und meinte damit nicht allein den BRT, sondern ebenso die Stadtbahnplanung. Die Machbarkeitsstudie hält er für zu alt, um sich ein Bild der notwendigen Investitionen machen zu können. Auch bezweifelt er, dass am Ende die Förderung des Bundes und des Landes bei den angekündigten 80 Prozent ausfällt. 50 bis 60 Prozent hält er für realistisch. Er jedenfalls habe erwartet, „dass konkrete Beträge genannt werden“.

Kessing kündigte an, dass das kommunale Busunternehmen der Stadt Bietigheim-Bissingen vorhabe, „auf ein elektrisches System umzustellen“, wie er es formulierte. Dazu werde die Stadt zeitnah einen Förderantrag stellen – verbunden mit der Erwartung, dass sich der Landkreis sowohl an der Anschaffung des Busmaterials als auch an den Betriebskosten zur Hälfte beteiligen werde. So, wie es mit dem Kreistagsbeschluss der Stadt Ludwigsburg zugesagt worden sei. Kessing zeigte sich überzeugt, dass mit diesem Beschluss weitere Kreiskommunen mit entsprechenden Anträgen folgen werden.

Landrat bleibt entspannt

Landrat Rainer Haas reagierte entspannt und sagte, dass es selbstverständlich jeder der 39 Städte und Gemeinden im Kreis Ludwigsburg offen stehe, dem Beispiel der Stadt Ludwigsburg zu folgen. Die Beschlussvorlage sei „kein Lex Ludwigsburg“, als auf die Stadt zugeschnittene Vereinbarung, betonte er erneut. Dass der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) für den Landkreis teuer werde, sei für ihn keine Frage.

„Zentrales Ziel ist, die Mobilität im Kreis zu verbessern“, ergänzte der Landrat. Landkreise wie Esslingen oder Böblingen übernähmen die Finanzierung schon „seit Jahrzehnten“ zu 100 Prozent. Die Aufteilung der Kosten zwischen Kreis und den Kommunen habe sich als sinnvoll erwiesen, da ausschließlich solche Projekte realisiert würden, die diese auch für notwendig erachteten.

Die Zusage einer Kostenbeteiligung am Schnellbus-System sei im Übrigen kein Freibrief für Ludwigsburg. Investitionen könnten nur mit Genehmigung des Verkehrsministeriums gemacht werden unter dem Vorsatz, dass der BRT nicht die Förderfähigkeit der Niederflurbahn beeinträchtige. „Wir werden uns jedes Mal grünes Licht vom Ministerium geben lassen“, versicherte Haas. Dass mit dem Beschluss nun eine stabile Harmonie eintritt, davon gehen die Kreisräte nicht aus. CDU-Rat Hans Schmid sagte: „Wir brauchen die Solidarität aller Städte und Gemeinden im Landkreis.“

Landrat Rainer Haas, Kreisvorsitzender der Europa Union, und CDU-Bundestagsabgeordneter Gunther Krichbaum. Foto: Uwe Roth

Landrat Haas hört zum Jahresende auf

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Bietigheimer Zeitung, Uwe Roth, 26.01.2019

Landrat Dr. Rainer Haas wird zum Jahresende sein Amt abgeben. Am Freitagabend hat der 62-Jährige dem Kreistag seine Entscheidung mitgeteilt, dass er für eine vierte Amtszeit nicht zur Verfügung stehen werde.

Haas war im November 1995 erstmals vom damaligen Kreistag zum Landrat gewählt worden. 2003 und 2011 ist er mit jeweils großer Mehrheit (83,5 und 84,3 Prozent) in seinem Amt bestätigt worden. Haas betonte, er sei nicht amtsmüde und „bei guter Gesundheit“.

Keine leichte Entscheidung

Die Entscheidung, mit 63 Jahren aufzuhören, sei ihm nicht leicht gefallen. Er ließ anklingen, dass er nicht in den klassischen Ruhestand gehen werde. Von Januar 2020 an, so seine Ansage, „werde ich mich nicht in den Liegestuhl legen“. Er habe noch „andere Dinge vor“, umschrieb er seine Zukunftspläne, ohne jedoch näher darauf eingehen zu wollen. „Ein paar Sachen habe ich schon im Kopf“, was wohl heißen soll, dass er bereits Konkretes vorhat. Der Zeit danach sehe er jedenfalls „mit Freude und Gelassenheit entgegen“.

Haas bekannte, dass er zuerst durchaus mit einer Kandidatur für eine weitere Amtszeit geliebäugelt habe. Im Gespräch mit der BZ im Dezember erklärte er, dass er das Geheimnis einer neuen Kandidatur im neuen Jahr lüften werde. Er hielt Wort und begründet seine Entscheidung damit, dass ihm die Vorstellung nicht behagt habe, weitere acht Jahre weiterzumachen, um sich dann mit 71 Jahren zu Ruhe zu setzen. Ein Landrat im Landkreis Ludwigsburg dürfe nicht mit einer „Acht-Zehntel-Kraft“ präsent sein, sondern müsse immer mit „voller Kraft arbeiten“. Das versprach er seinen Kreisräten, bis Ende des Jahres auch noch zu tun. Aber dann sei es mal Zeit „für ein neues Gesicht“ und für einen Nachfolger, der „neue Akzente setzt“. Die Kreisräte dankten ihm mit langem Applaus.

Rainer Haas ist im August 1956 in Gerlingen geboren und studierter Rechtswissenschaftler mit Promotion. Seine Verwaltungslaufbahn begann er 1984 im Landratsamt des Ostalbkreises. Nach einer zweijährigen Zwischenstation als Verwaltungsrichter in Stuttgart ging er als Beamter ins Innenministerium. Bevor der zweifache Vater nach Ludwigsburg kam, war er vier Jahre Erster Landesbeamter im Rems-Murr-Kreis.

Info Am 4. Januar 2020 endet Dr. Rainer Haas letzte Amtszeit. 24 Jahre lang war er dann Landrat des Landkreises Ludwigsburg. Ein Nachfolger soll Ende November gewählt werden.