Bietigheimer Zeitung Uwe Roth 30.01.2018
Mit guter Bezahlung stemmen sich die Verkehrsbetriebe gegen den wachsenden Busfahrermangel – und das bei steigenden Betriebskosten. Von Uwe Roth
Ein Bus ist nach der Definition ein Fahrzeug, in das hinter dem Fahrer acht und in XXL-Versionen bis zu 180 Passagiere passen. Etwa 80 000 solcher Transportmittel sind auf Deutschlands Straßen unterwegs. Seit zehn Jahren mit steigender Tendenz. Busse gelten als sicher und mit moderner Motortechnik als umweltfreundlich. Im Ferneinsatz machen sie dem ICE Konkurrenz.
In der Region Stuttgart fahren inzwischen Expressbusse, wo S-Bahnen fehlen. Während die Fahrgastzahlen von Jahr zu Jahr steigen, schrumpft das Angebot an verfügbaren Busfahrern, wie der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) beklagt. Ursachen seien nicht allein sinkendes Interesse junger Menschen an unregelmäßigen Arbeitszeiten, sondern auch der wegen der guten Wirtschaftslage leergefegte Arbeitsmarkt. Es herrscht Vollbeschäftigung.
Busunternehmen bieten Planungssicherheit
Busfahrer können angesichts lukrativer Konkurrenzangebote auch aus anderen Branchen den Job wechseln. „Auch wir werden von solchen Lockrufen nicht verschont“, sagt Spillmann-Geschäftsführer Bülent Menekse und betont aber: Bislang folgten die etwa 70 Fahrer im städtischen Verkehrsbetrieb solchen Lockrufen nicht.
Im Schnitt gibt es bei Spielmann in Bietigheim-Bissingen fünf Neuzugänge im Jahr, weil Fahrer in die Rente gehen oder die Region verlassen. „Wir haben keinen Fahrermangel. Wir sind versorgt“, stellt Menekse fest. Er führt das vor allem darauf zurück, dass Spillmann nach seinem Bekunden „ein attraktiver Arbeitgeber ist“, der Arbeitnehmern „Planungssicherheit“ biete, wie er es ausdrückt. Denn in wirtschaftlich schlechten Zeiten bestehe keine Gefahr, dass ein Verkehrsbetrieb Arbeitsplätze ins Ausland verlagere. „Spillmann wird Bietigheim-Bissingen nicht verlassen“, sagt er mit Blick auf Industriebetriebe, die ein solches Versprechen nicht abgeben könnten.
Viele Busfahrer sind Quereinsteiger
Spillmann zahlt seinen Fahrer 17 Euro die Stunde. „Plus Zuschläge für Nacht-, Wochenend- und Sonntagseinsätze“, fügt Menekse hinzu. Der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) in Böblingen spricht von einem „hohen Lohnniveau im Land“, das gegen einen Busfahrermangel vorbeugend wirke und Bewerber aus anderen Bundesländern anziehe, in denen teilweise bis zu sechs Euro weniger gezahlt werde. Auch aus dem Ausland kämen fachlich qualifizierte Bewerber.
Allerdings seien gute Deutschkenntnisse ebenso wichtig wie das Beherrschen eines 500 PS-Motors. Eine verständliche Auskunft gehöre schließlich zum guten Kundenservice. „Zahlreiche Bewerber sind Quereinsteiger“, so Menekse. Diese müssten einen entsprechenden Führerschein vorweisen. Die Kosten dafür betragen immerhin 10 000 Euro. Viele machen ihn mit Förderung der Bundesagentur für Arbeit.
Sparen an den Kosten für Busfahrer
Auf die Branche in der Region sieht der Spillmann-Geschäftsführer dennoch einige Probleme zukommen. Grund seien die derzeitigen öffentlichen Ausschreibungen der Buslinienbündel (die BZ berichtete). Manche Anbieter setzten die Personalkosten in ihrer Kalkulation ziemlich niedrig an, um bei der Vergabe zum Zug zu kommen, hat er beobachtet. Erhalte ein Wettbewerber mit einem solchen Dumpingangebot den Zuschlag, werde er für das veranschlagte Geld nicht genügend Fahrer bezahlen können, ist Bülent Menekse überzeugt. In spätesten zwei Jahren würden sich solche Mängel in einem Angebot bemerkbar machen, schätzt er.
Aber auch etablierte Linienbetreiber stünden unter einem großen Wettbewerbsdruck: Kommunalpolitiker und Fahrgäste hätten immer höhere Erwartungen an die Beförderungsleistung wie komfortable Busse und eine möglichst enge Taktung von frühmorgens bis tief in die Nacht. Gleichzeitig stagnierten die öffentlichen Zuschüsse für den ÖPNV oder sie sollten sogar gesenkt werden. Für den Spillmann-Chef passt das nicht zusammen.