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Südwest Presse, Uwe Roth, 14.09.2018

Das zerknitterte Papier ist beinahe 700 Jahre alt. Das Datum 1351 auf dem Schriftstück schließt Irrtümer aus. Dennoch wäre es fast im Müll gelandet. Bernhard Prinz von Baden berichtet davon. Am Freitag hat der Chef der markgräflichen Familie persönlich die mittelalterliche Urkunde des Klosters Herrenalb an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart als Schenkung übergeben. Etwa 400 Jahre lag das Schriftstück, das den Mönchen einen Teil der Ernteeinnahmen der Grafen von Vaihingen an der Enz sicherte, unbeachtet im Archiv des Schlosses Salem.

Als das Schloss aufgelöst wurde, blieb die Urkunde zurück. Beim Reinigen der Möbel ist sie zufällig entdeckt und in letzter Minute gerettet worden, berichtete der Prinz. Archivdirektor Peter Rückert spricht von einem „außergewöhnlichem Fund“.

Schäbiges Dokument mit historischem Wert

Bernhard von Baden sah sich im Staatsarchivs ein Schriftstück an, das an die Hinrichtung eines Vorfahren vor 750 Jahren erinnert. Der Historiker Hansmartin Schwarzmaier hat sich mit den beiden, etwa Handflächen großen Pergamenten beschäftigt. Er nennt sie „schäbige Dokumente“, aber mit hohem historischen Wert: Konradin von Hohenstaufen und sein Freund Friedrich von Baden-Österreich hatten ihren letzten Willen von einem Schreiber festhalten lassen, bevor sie in Neapel hingerichtet wurden. Das war am 29. Oktober 1268. Konradin war erst 16, Friedrich etwa 18 Jahre alt. Als Heerführer hatten die beiden Männer eine Schlacht in den Abruzzen verloren. Der Tod Konradins bedeutete das Ende der Staufer. Wohl in Panik vor der Hinrichtung wollten die Prinzen Besitztümer Klöstern vermachen, um sich deren seelischen Beistand zu sichern. 

Das Testament sei nie in Kraft getreten, vermutet Schwarzmaier. Gefunden wurden die Papiere im Kloster Weingarten. Wie sie dorthin kamen, ist unklar. Nach dem Besuch des Prinzen von Baden kamen die Dokumente in einem Pappkarton zurück ins Stuttgarter Depot. Davor macht er sich ein eigenes Exemplar – mit dem Smartphone.