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ZVW Uwe Roth Beilage Fokus Beruf Ausbildungsmesse Rems-Murr-Kreis

Der Gießereimechaniker ist ein klassischer Beruf. Aber einer mit Zukunft. Nils Klemens hat vor zwei Jahren bei der Firma Föhl in Rudersberg eine Ausbildung begonnen. Nach seinem Abschluss erwartet ihn ein krisensicherer Arbeitsplatz. Die Gießerei ist in der Industrie ein wichtiger Baustein in der Fertigung.

Dierk Göhringer ist Ausbildungsleiter bei der Firma Föhl in Rudersberg. Er bekommt viele Bewerbungen auf seinen Schreibtisch. Viele junge Menschen interessieren sich für die Ausbildung zum Industriemechaniker, sozusagen der Standardausbildungswunsch. Nur wenige aber bewerben sich für eine Ausbildung zum Gießereimechaniker. „Das liegt auch an den falschen Vorstellungen, die junge Menschen von diesem Beruf haben“, weiß Dierk Göhringer aus den Bewerbungsgesprächen. Dabei, so sagt er, hätten Gießereimechaniker gegenüber dem Industriemechaniker so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal. Das Grundwissen der Industriemechaniker bekommen „seine“ Gießereimechaniker ebenso mit. Zudem erhalten sie in der Gießerei eine Spezialqualifikation.

Die jungen Menschen denken, der Arbeitsplatz des Gießereimechanikers ist heiß und schmutzig. Man kennt die Bilder von Fabrikhallen, in denen flüssiges Metall aus riesigen Öfen quillt und Männer in dicken Schutzanzügen in gefährlicher Nähe zur Glut die „Lavaströme“ lenken.

Neu gestaltete Lehrwerkstatt

Die Gießerei der Firma Föhl sieht völlig anders aus. Nirgendwo gibt es offene Feuer, und es sprühen nirgends Funken. Nils Klemens ist 19 Jahre alt und kommt täglich aus Schorndorf nach Rudersberg. Er hat den Realschulabschluss gemacht und ist im zweiten Lehrjahr. Das erste hat er hauptsächlich in der neu gestalteten Lehrwerkstatt in Rudersberg-Necklinsberg zugebracht. Die Berufsschule ist die Wilhelm-Maybach-Schule in Bad Cannstatt; diese ist spezialisiert für den Beruf Gießereimechaniker.

Nun steht er in der Werkshalle in Rudersberg-Michelau an einer mehrere Meter langen und hohen Maschine, die pausenlos Teile ausspuckt – in drei Schichten von Sonntagabend bis Samstagmittag. Als Azubi hat er selbstverständlich keinen Schichtdienst. Es ist warm an seinem Arbeitsplatz, aber nicht heiß. Seine Augen sind auf einen Monitor gerichtet, auf dem er zahlreiche Parameter kontrolliert. Beim Zinkdruckguss ist das Ausgangsmaterial eine Basislegierung aus Zink vereint mit kleinen Prozentanteilen von Aluminium und Kupfer.

Zinklegierung in die Form schießen

Angeliefert wird das Rohmaterial, aus dem Zulieferteile für die Bereiche Automotive, Befestigung, Elektronik und Industrie entstehen, in acht Kilogramm schweren Barren. Nach Bedarf lädt sie der verantwortliche Mitarbeiter in den Schmelzofen. Bei 400 Grad wird der Barren flüssig. Mit hoher Geschwindigkeit und unter hohem Druck wird die Zinklegierung in die Form „geschossen“ und kurz danach ausgeworfen. Das alles findet in der Maschine statt, fürs Auge nicht sichtbar.

Als Gießereimechaniker gehört es zu seinen Aufgaben, Störungen an der Produktionsanlage zu erkennen und zu beseitigen. Er hat die Maschinen instandzuhalten. Die Formen müssen mit Ultraschall regelmäßig gereinigt werden. Soll die Gießmaschine ein anderes Teil formen, muss er sie entsprechend umrüsten.

Tochtergesellschaft in China

Über seine berufliche Zukunft macht sich Nils Klemens erst mal keine großen Gedanken, wie er sagt. Er möchte einen guten Abschluss machen und im Unternehmen bleiben. Das vor knapp 60 Jahren gegründete Unternehmen produziert an drei Standorten im Großraum Stuttgart und hat seit 2005 eine Tochtergesellschaft in China vor den Toren Shanghais. Gefertigt werden über fünf Millionen Teile täglich.

Im vergangenen November erhielt die Firma Föhl den Innovationspreis Rems-Murr. So kann der junge Mann davon ausgehen, dass sein Arbeitgeber im Wettbewerb weiter gut dastehen und die Arbeit in der Gießerei nie ausgehen wird. Später kann er mit seinem Abschluss als Facharbeiter den Gießereimeister oder -techniker machen. Als Meister übernimmt er Führungsverantwortung, ist Team- oder Schichtleiter. Gießereimechaniker ist ein Beruf mit Zukunft.