Bietigheimer Zeitung, Uwe Roth, 20.05.2019
Der 50. Geburtstag des Kinderschutzbundes ist am Samstagnachmittag in Ludwigsburg kindgerecht gefeiert worden. Zuerst hielten die Erwachsenen in einem kleineren Saal des Kulturzentrums ihre Jubiläumsansprachen unter sich. Anschließend trafen sich Alt und Jung im großen Veranstaltungssaal.
Dort standen dann allein die Kinder im Mittelpunkt, die gemeinsam mit dem Jugendorchester der Stadtkapelle Asperg das Musical „Wakatanka“ aufführten. Der einzige Erwachsene auf der großen Bühne war Jugenddirigent Erwin Gutmann.
Die 88 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter des Kinderschutzbunds arbeiten im Auftrag sowohl für die Stadtverwaltung Ludwigsburg als auch für das Landratsamt. Daher war kommunalpolitische Prominenz zahlreich unter den Geburtstagsgästen. Allen voran Landrat Rainer Haas und seine Frau Andrea. Sie ist seit 1999 die Schirmherrin. Und das sei sie in einer sehr aktiven Rolle, wie die Vorsitzende Christa Holtzhausen betonte.
Die beiden zentralen Elemente der Reden waren, dass dem Kinderschutzbund die Arbeit nie ausgehen werde sowie das Geld. Der Orts- und Kreisverband ist ein Verein, der auf finanzielle Unterstützung angewiesen ist, um vor allem die acht hauptamtlichen Fachkräfte bezahlen zu können. Die Geschäftsführung selbst arbeitet ehrenamtlich. Das beste Geburtstagsgeschenk war folglich eine Überweisung auf das Spendenkonto.
Scheck über 10 000 Euro
Vorstandschef Heinz-Werner Schulte von der Kreissparkasse überreichte einen 10 000-Euro-Scheck. Landrat Haas sagte, dass der Landkreis viel Geld in die Kinder- und Jugendhilfe investiere. Es sei aber gut angelegt, da Prävention helfe, manche jungen Menschen vor dem Absturz zu bewahren. Der Kreistag stehe jedenfalls fraktionsübergreifend hinter dem Engagement des Kinderschutzbunds. Der Erste Bürgermeister von Ludwigsburg, Konrad Seigfried, brachte die gleiche Botschaft mit: „Sie können sich auf die Stadt Ludwigsburg verlassen.“
Holtzhausen sagte, der Kinderschutz befinde sich in einer sich rasch veränderten Welt im Wandel. Er stehe vor Aufgaben und Herausforderungen, „die umfassender, anspruchsvoller und manchmal auch schwerer werden.“ Das Angebot, um die Aufgaben zu meistern, sei vielfältig.
Dazu gehören Elternkurse, Babysitterkurse, ein Kinderferienprogramm, Hilfen für Kinder in Not sowie eine telefonische Hotline für Kinder, Jugendliche („die Nummer gegen Kummer“) und Eltern. Das Sorgentelefon für Kinder gibt es bereits seit 1972 und wird über die Kreisgrenzen hinaus genutzt.
Die „116111“ ist von Montag bis Samstag zwischen 14 und 20 Uhr erreichbar und im vergangenen Jahr rund 2000 Mal gewählt worden. Daraus wurden etwa 800 Beratungsgespräche, wie Lothar Schatz, einer der Berater, herausgearbeitet hat. Kinder rufen nach seiner Beobachtung nicht an und sprechen sofort über ihre Probleme, „sondern sie testen erst einmal“. Fachleute nennen das „alternative Kontaktversuche“.
Ein Angebot zieht sich wie ein roter Faden durch die 50-jährige Vereinsgeschichte: Die Betreuung von Kindern und Jugendlichen aus neu nach Deutschland gekommenen Familien. Lange Zeit waren es Aussiedlerfamilien. Heute sind es Flüchtlinge, für die unter anderem Sprachkurse angeboten werden.
Der Deutsche Kinderschutzbund
Auf Bundesebene wurde der Deutsche Kinderschutzbund 1953 gegründet. Ein Jahr später folgte die Gründung auf Landesebene. 1969 wurden zeitgleich in Ludwigsburg und Kornwestheim Ortsvereine ins Leben gerufen. 2006 ging der Kornwestheimer Verein in den Ludwigsburger Kinderschutzbund über.
1978 ist Kindesmisshandlung ein Schwerpunktthema. 1995 wird die Geschäftsstelle in der Pflugfelder Straße 5 bezogen. Seit 2000 befindet sie sich in Ludiwgsburg in der Asperger Straße 43.
2001 wird der Kinderschutzbund Träger von einem von vier Elterntelefonen in Baden-Württemberg. 2008 startet das Projekt Frühe Hilfe („Hallo Baby, wie schön, dass du geboren bist“). Im Jahr 2010 wird Christa Holtzhausen erste Vorsitzende des Kinderschutzbund. uro